Dormagen: Schüler erforschten ein Jahr den Holocaust
Neue Stolpersteine werden am 2. Dezember verlegt. Dann stellen die Jugendlichen ihre Recherchen vor.
Dormagen. Ihre Recherchen reichen bis zur zentralen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem und zu Personenregistern in New York City. Fast ein Jahr haben Schüler und Lehrer vier Dormagener Schulen und des Raphaelshauses in Archiven Akten gewälzt, Zeitzeugen befragt und Personenstandsregister durchsucht.
Sie wollten mehr über das Schicksal zehn jüdischer Mitbürger aus Dormagen erfahren, für die der Kölner Künstler Gunter Demnig am 2. Dezember jeweils einen Stolperstein verlegen wird.
Ihre beeindruckenden Recherchearbeiten stellen die Schüler in einer Gedenkfeier am Dienstag, 2. Dezember, um 15Uhr in der Dormagener Kulturhalle an der Langemarkstraße 1-3 vor. Die Jugendlichen haben kurze Präsentationen, Wortbeiträge und sogar eine Schauspiel-Szene vorbereitet.
Im Anschluss, gegen 16.30 Uhr, verlegt der Künstler Gunter Demnig vor dem Haus an der Kölner Straße 127 im Beisein der Schüler und Bürger zwei Stolpersteine für Karl und Grete Gottschalk, die dort einmal gewohnt haben. Der Tag klingt im Dormagener Raphaelshaus an der Krefelder Straße 122 aus, wo gegen 17.30 Uhr ebenfalls ein Stolperstein - der erste in einem deutschen Jugendzentrum überhaupt - seiner Bestimmung übergeben wird.
Danach lädt Raphaelshaus-Leiter Hans Scholten Schüler, Lehrer und alle Interessierten zu einer Andacht in der Kapelle ein.
"Zur Gedenkfeier in der Kulturhalle, zur Stolperstein-Verlegung auf der Kölner Straße und zur Andacht im Raphaelshaus sind auch alle Bürger eingeladen", erklärt Kulturbüro-Leiter Olaf Moll, der das Stolperstein-Projekt in Dormagen koordiniert.
Das Interesse an den Stolpersteinen ist in Dormagen so groß wie noch nie zuvor. Mit der Realschule Hackenbroich, der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule, dem Bettina-von-Arnim-Gymnasium Dormagen, dem Norbert-Gymnasium Knechtsteden und dem Raphaelshaus haben Jugendliche und Pädagogen von gleich fünf Einrichtungen Patenschaften für zehn Stolpersteine übernommen.
Mit dem Projekt befassen sich zudem Schüler der Dormagener Realschule am Sportpark. Unterstützt werden die Aktiven auch vom Partnerschaftsverein Dormagen-Kiryat Ono. "Dass sich so viele junge Leute und Erwachsene an dem Stolperstein-Projekt beteiligen und damit ein deutliches Zeichen gegen Rechtsradikalismus setzen, ist mehr als erfreulich", betont Bürgermeister Heinz Hilgers.
Die zehn Stolpersteine verlegt Gunter Demnig an der Biesenbachstraße 12 in Stürzelberg, im Raphaelshaus, an der Marktstraße 9 sowie auf der Kölner Straße 127 und 143 in der Innenstadt.
Stolpersteine sind Mahnmale, die an die Opfer der Judenverfolgung und des Holocaust erinnern. Die mit einer Messingplatte besetzten Quader werden in das Straßenpflaster vor den Häusern eingelassen, in denen jüdische Mitbürger vor ihrer Vertreibung durch die Nationalsozialisten friedlich gewohnt haben. Rund 16.000 Stolpersteine hat Gunter Demnig bereits in etwa 400 Ortschaften verlegt.
25 dieser Gedenksteine erinnern an frühere jüdische Mitbürger aus Dormagen und Zons, von denen die meisten in Konzentrationslager ermordet wurden. "Ein Mensch ist erst dann vergessen, wenn sein Name vergessen ist", beschreibt Demnig das von ihm initiierte Projekt. Red