Expansion: Flagge zeigen ohne Schminke
Die Neusser IWP GmbH stellt Aufkleber fürs Gesicht her – jetzt auch mit Tour de France-Logo.
Neuss. Dem Fan geht es ums Flaggezeigen. Das erkannte Ralf Peerenboom, als er mit seinen Gesichtsaufklebern mit dem Rheinfire-Logo auf den Markt ging, als sich vom vergangenen Jahr an auch die Anhänger von TSV Bayer 04 Leverkusen, den Kölner Haien, Bayern München, dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach für ein paar Euro ihre Vereinswappen ins Gesicht pappen konnten. Ankleben statt aufmalen heißt es seitdem landauf, landab in Deutschen Stadien.
Jetzt stürzt sich die Neusser IWP GmbH mit ihren Colourface-Stickern auch auf europäische Lizenzen - und hat direkt einen großen Coup gelandet: Peerenboom und seine Mitarbeiter haben vom Lizenzvergeber der Tour de France die Erlaubnis erhalten, Gesichtsaufkleber mit dem Logo des Sportspektakels herzustellen und zu vertreiben. Handelspartner in anderen Ländern gibt es schon, in Holland etwa, in Frankreich selbst sucht man noch. Ansonsten läuft der Vertrieb über den Lizenzgeber.
30 000 Sets, bestehend aus zwei großen und zwei kleinen Aufklebern, sind bereits vom band gegangen. "Und wir können jederzeit nachproduzieren", sagt der IWP-Geschäftsführer. "Mittlerweile können wir ohne weiteres große Mengen herstellen."
Das war nicht immer so. Gegründet im Jahr 2003, gab es im Neusser Unternehmen zunächst nicht viel mehr als eine Idee: Warum sich bei sportveranstaltungen oder im Karneval umständlich mit Schminke bemalen und später wieder abwaschen, wenn es einfacher gehen kann? Peerenboom begann, Gesichtsaufkleber herstellen zu lassen, lebensmittelecht und deshalb gut verträglich auf der Haut, "aber in noch ganz anderer Qualität als heute". Fußballfans beklebten sich in Vereinsfarben, für Kinder kamen Aufkleber-Sets, die gleich das ganze Gesicht als Raubtierfratze oder Schlangenkopf maskierten.
"Unsere Möglichkeiten waren Anfangs sehr beschränkt. Jetzt haben wir viel weniger Verschnitt, einen hochwertigen Druck und können fast alles reproduzieren, was der Kunde wünscht." Es kamen EU-Zertifizierung und Sicherheits-Prüfsiegel der Landesgewerbeanstalt Bayern, die dem Tüv gehört.
Dass IWP mittlerweile schnell reagieren kann, bewies das Unternehmen beim Tour de France-Auftrag: Erst im Winter 2006 stellte Peerenboom seine Idee dem Lizenzgeber vor, eine Woche später traf man sich im Hamburg beim Eishockeyspiel und verhandelte. Wenig später hatte der Neusser die Erlaubnis in der Tasche, flaggenförmige Colourface-Sticker in den lizenzfreien französischen Nationalfarben mit dem offizielle Tour-Logo bedrucken zu dürfen. Bald nach den ersten Entwürfen im Januar ging es in die Produktion.
"Das war alles sehr viel Arbeit", sagt Peerenbom. "Und das hätten wir ohne Hilfe anderer Neusser Unternhemen gar nicht geschafft."