Neuss: Kinder für Kinder - Ganz allein auf Sammeltour

Eigeninitiative: Im Stadionviertel baten Kinder um Spenden für die, die kein regelmäßiges Mittagessen haben.

Neuss. Verschüchtert sind sie nicht, obwohl es ganz sicher ihr erster Bürgermeister-Besuch und erster Pressetermin ist. Nils, Niklas und Lea, Yasin, Pascal und Pierre sitzen am Runden Tisch des Stadtchefs, hören einige grundsätzliche und lobende Worte über das, was sie getan haben - und erzählen dann selbst.

Als es wieder einmal nur regnete, hat einer von ihnen im Fernsehen etwas über Kinder in Not in Afrika gesehen. Das gebe es auch in Deutschland, ergänzte dann die Mutter: Sogar in Neuss lebten Kinder ohne regelmäßiges Mittagessen. Und obwohl die Kinder, wie sie gestern erklärten, selbst keinen solchen Jungen und kein Mädchen kennen, hatte die Aussage Folgen.

"Auf dem Spielplatz hat Niklas einen Plan gemacht, und wir haben erstmal ein Portemonnaie geholt", erzählt Yasin. Und dann haben sie einfach mal die Leute gefragt, die Kinder aus dem Stadionviertel im Alter von gerade einmal drei bis neun Jahren. Manche Erwachsene waren nett und gaben ein wenig Kleingeld, erinnert sich Niklas, andere sagten, sie hätten gerade kein Portemonnaie dabei, "und ein paar Leute meinten, wir wären dazu nicht alt genug", so der Sammler.

Als die Eltern vom Tun ihrer selbstständigen Sprösslinge erfuhren, gingen sie am zweiten Tag der ungewohnten Sammelaktion lieber mit - und meldeten sich dann im Rathaus. Bürgermeister Herbert Napp schlug die offene Einrichtung "Der Treff" in Weckhoven als Empfänger vor: Anlaufstelle für täglich 50 bis 60 Kinder, und nicht wenige erhalten hier ihr - kostenloses, durch den Verein SkF und mit Spenden finanziertes - Mittagessen.

Und so kommt es gestern im Rathaus zur Spendenübergabe bei Limonade und Gummibärchen. Wie viel Geld in der verzierten Blechbüchse auf dem Tisch steht, erscheint eigentlich unwichtig. Pierre verkündet aber stolz: "Mehr als 70 Euro!" SkF-Vorsitzende Monika Hutmacher dankt für den "Treff", Herbert Napp lobt die kleinen Spender auch für ihren Mut, fremde Menschen anzusprechen.

Lea, Pierre und die anderen wissen zwar nicht, was ein Bürgermeister ist. Aber Yasin erklärt ganz unabhängig von den freundlichen Worten des Stadtchefs: "Ich finde das schon richtig gut, was wir da gemacht haben." Spricht’s und kümmert sich um die wenigen Gummibärchen, die der Bürgermeister beim Abgang zum nächsten Termin noch übrig gelassen hat.