Grevenbroich: Kein Badneubau in Neurath

Bäderfrage: Der Kreis als kommunale Finanzaufsicht kommt zu dem Ergebnis, dass die Wirtschaftlichkeit eines neuen Bades nicht gegeben ist.

Grevenbroich. Man konnte die Unken schon quaken hören, nun ist es offiziell: Am Standort Neurath wird es kein neues Schwimmbad geben. Der Kreis als kommunale Finanzaufsicht hat die Kosten eines neuen Bades geprüft und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass die vom Innenministerium vorgegebenen strengen Anforderungen an die Wirtschaftlichkeit nicht nachgewiesen werden konnten.

Die Projektgruppe Bad und der Ältestenrat sind gestern über dieses Ergebnis von Bürgermeister Axel Prümm in Kenntnis gesetzt worden. "Ich habe die Entscheidung zu akzeptieren", sagte der Bürgermeister, bewerten wolle er das Urteil aber nicht. Es habe ihn indes überrascht, mit welcher Präzision der Kreis das Angebot geprüft habe. Zu den erforderlichen Parametern der Wirtschaftlichkeit, zu Zuschüssen und Kosten wollte sich Prümm indes nicht äußern. "Aus unserer Sicht war die Wirtschaftlichkeit gegeben, sonst hätten wir das Angebot nicht eingereicht." Aus Sicht der Stadt seien die Forderungen des Innenministeriums, um 25 Prozent unter den heutigen Kosten des Badbetriebs zu bleiben, erfüllt worden.

Die Partnerschaft mit einem Investor sei lediglich eine Variante gewesen, die Bäderfrage zu lösen. Nun müsse man nach vorne schauen. "Wir haben den richtigen Weg beschritten, der Werdegang war für uns als Stadt im Haushaltssicherungskonzept konsequent", betont der Erste Beigeordnete, Michael Heesch.

Nach den Gesprächen mit dem Landrat am Mittwoch sucht der Bürgermeister nun nach neuen Lösungen. Der Kreis hatte indes empfohlen, bei diesen Überlegungen vor allem die weitere Nutzung des Lehrschwimmbeckens in Neurath und die des Schlossbades zu berücksichtigen. Fakt ist, dass das Schlossbad in den nächsten Jahren laut Gutachten von 2004 allein rund 2,3 Millionen Euro braucht, um den jetzigen Zustand zu erhalten. Geld, das die Stadt nicht hat. "Dann muss wohl an anderer Stelle gespart werden", vermutet Heesch. 160 000 Euro sind allerdings im Haushalt für dringende Reparaturen zurückgestellt worden und sollen nun bald freigegeben werden. "Die SPD hat es über die Jahre versäumt, in das Schlossbad zu investieren", rügt Prümm.

Zunächst muss nun der Rat in seiner kommenden Sitzung am 16. August beschließen, das Ausschreibungsverfahren zu beenden. Dann soll die Politik entscheiden, was mit dem ehemaligen Wellenbad-Gelände in Neurath, das seit 1999 langsam zuwuchert, passiert.

Die Bäderfrage will der Bürgermeister um jeden Preis in dieser Amtsperiode gelöst wissen. Am Donnerstag hat er bereits erste Gespräche mit professionellen Badbetreibern geführt, um neue Partner ins Boot zu holen. Damit Schulkinder zum Schwimmen nicht per Bustransfer in andere Städte fahren müssen, kann er sich beispielsweise auch eine Kooperation mit den Neusser Stadtwerken vorstellen, die als Partner in den Grevenbroicher Bäderbetrieb investieren.

Hildegard Florack (UWG) reagierte gestern als eine der Ersten auf die Entscheidung: "Wir bedauern, dass die Reißleine nicht früher gezogen wurde. Es gab ja Warnungen." Wichtig sei ihr, dass bei der Suche nach neuen Lösungen nun von Anfang an die Grevenbroicher Bürger einbezogen werden.