Grevenbroich: Ehre für den Ritter vom geschliffenen Wort

Ausstellung: Das Museum Villa Erckens erinnert an den Pilgerfahrer Arnold von Harff

Grevenbroich. Er reiste gute fünfhundert Jahre vor Hape Kerkeling auf den Pilgerwegen, aber sein Reisebericht ist heute wieder ganz aktuell: Arnold von Harff (1471-1505) gilt unter Fachleuten als bedeutendster rheinischer Autor seiner Zeit. Ab Oktober erinnert das Museum im Stadtpark an den Ritter und sein Pilgertagebuch.

Von 1496 war er zwei Jahre unterwegs, besuchte Rom, Jerusalem und Santiago de Compostela, fiel Räubern und betrügerischen Wirten in die Hände, war aber auch an Sultanshöfen zu Gast. Minuziös schilderte der Ritter fremde Länder und Völker. Aber er fabulierte auch gehörig, wollte Amazonen und hundsköpfigen Menschen begegnet sein, und schwindelte sogar beim Jahr seiner Rückkehr. Das Buch war als Wegweiser für andere adelige Pilger gedacht.

Deshalb stellte Arnold ein Mini-Lexikon mit Übersetzungen von Redewendungen zusammen, darunter auch Anmach-Sprüche. Dies und seine Fabulierkunst haben Arnold von Harff den Ruf eines Lebemanns und "Lügenritters" eingebracht, sagt Professor Helmut Brall-Tuchel. Zu Unrecht, wie der Düsseldorfer Germanist betont. Denn da sei von Harff nicht der Einzige gewesen. Einzigartig aber seien Arnolds genaue Beschreibungen: "Als Rheinländer hat er sich eben für Menschen interessiert." Auch Professor Gertrude Cepl-Kaufmann, ebenfalls an der Düsseldorfer Uni tätig und gemeinsam mit Brall-Tuchel Kuratorin der Ausstellung, lobt seine "reizvolle Fantasie und die detailreichen Angaben" des weitgereisten Ritters.

Tatsächlich war das Buch früher beliebt beim rheinischen und westfälischen Adel. Heute sei es dagegen zu wenig bekannt, bedauert Brall-Tuchel. Die letzte Ausgabe erschien 1860, und zwar im Original. Germanisten nennen die Sprache "Spätmittelripuarisch". Leichter lesbar ist Brall-Tuchers Übersetzung ins moderne Neuhochdeutsch, die im Herbst auf den Markt kommt. Etwa zeitgleich beginnt auch die Ausstellung im Museum "Villa Erckens".

Unter dem Titel "Arnold von Harff: Ritter - Pilger - Dichter" sind vom 21. Oktober 2007 bis 21. Januar 2008 Zeichnungen aus der Handschrift und andere Dokumente zu sehen. Als weitere Exponate planen die Organisatoren ein Astrolabium, wie es Arnold zur Orientierung benutzte, und den Abguss seiner Grabplatte in der Stadtkirche von Lövenich. Solche Leihgaben sind indes nicht billig. Darum appellieren Cepl-Kaufmann und Brall-Tuchel an Sponsoren. Kulturdezernent Michael Heesch schließt sich an: "Wir brauchen Geldgeber, damit wir die Ausstellung wie geplant realisieren können."