Further Hof wird Zuhause für 15 Flüchtlinge

Die Jugendlichen stammen aus Afghanistan, Syrien und dem Irak. Zehn Betreuer stehen bereit.

Foto: Andreas Woitschützke

Neuss. Die Pläne für das Erdgeschoss sind noch nicht ausgereift, doch jetzt steht fest, wer in die Hoteletage des Further Hofs ziehen wird: Elf Afghanen, drei Syrer und ein Iraker. Alle sind etwa 16 Jahre alt und kamen ohne ihre Eltern oder erwachsene Angehörige als Flüchtlinge nach Deutschland. Zehn Betreuer der evangelischen Jugend- und Familienhilfe werden sich um die Jugendlichen kümmern, die in der Einrichtung bleiben, bis sie selbstständig wohnen können — oder volljährig werden.

Markus Hübner, Leiter des Neusser Jugendamtes, stellte die Pläne gemeinsam mit Detlef Wiecha, Geschäftsführer der Jugend- und Familienhilfe, etwa 60 Bürgern auf einer Infoveranstaltung im Erdgeschoss des Further Hofs vor. Hübner erklärte, warum die Jugendlichen in einer eigenen Einrichtung untergebracht werden müssen: Minderjährige unbegleitete Flüchtlinge genießen besonderen gesetzlichen Schutz. Für sie ist nicht die Sozial-, sondern die Jugendhilfe zuständig, weshalb sie auch nicht in den bestehenden Asylheimen unterkommen dürfen.

Zu „Spitzenzeiten“ sollen im Further Hof bis zu 20 Flüchtlinge leben. Diese sollen bei der Zubereitung des Frühstücks und Abendbrots helfen, im Gebäude regelmäßig an Sprachkursen teilnehmen und auch die Freizeit- und Sportangebote in der Umgebung nutzen.

Unter den anwesenden Bürgern waren einige Anwohner, die Befürchtungen bezüglich nächtlichen Lärms und der Sicherheit im Viertel äußerten. Mit Hinweis auf laute Konzerte, für die der Further Hof bekannt war, betonte Hübner, dass die Pläne für die Zukunft anders aussehen. Die Emmissionsrichtlinien sollen eingehalten und das Erdgeschoss nur für die Freizeit der Jugendlichen genutzt werden. Diese dürften auch nicht alle gleichzeitig in die Stadt gehen, sondern nur nach Absprache mit den Betreuern und in kleinen Gruppen.

Wie der zuvor angekündigte Nachbarschaftstreff im Haus aussehen könnte, bleibt weiter vage. Im Erdgeschoss sollen jedoch keine Betten stehen, sondern Freizeitangebote und Sprachkurse stattfinden — ein Deutschlehrer wird regelmäßig die Einrichtung besuchen.

Detlef Wiecha betont, dass der Further Hof eine Erstaufnahmestelle darstellt. Eine der Hauptaufgaben der Pädagogen und Betreuer sei es, festzustellen, ob die Jugendlichen durch Erlebnisse auf ihre Flucht traumatisiert sind, welche Förderung und Bildung sie benötigen — unter ihnen sind auch Analphabeten — und ob sie gesund sind.

Die Miete (knapp 8000 Euro monatlich) für das rund 900 Quadratmeter große Haus übernimmt das Gebäudemanagement der Stadt, die Vertragslaufzeit beträgt fünf Jahre. Für den Betrieb und die Betreuung der Einrichtung durch die evangelische Jugendhilfe kommt das Jugendamt auf, das die Kosten in Gänze vom Land erstattet bekommt.

Wie lange die Jugendlichen jeweils in der Unterkunft bleiben, hängt laut Jugendamtsleiter Hübner davon ab, wie selbstständig sie sich entwickeln, ob sie eine Wohnung bekommen oder auch nach Vollendung des 18. Lebensjahrs noch eine Betreuung brauchen. Die Aufnahme in eine Pflegefamilie sei „im Einzelfall“ möglich. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die Jugendlichen beim Erreichen der Volljährigkeit einer regulären Flüchtlingsunterkunft zugewiesen werden.