Geerlings bleibt CDU-Vorsitzender
Der 43-Jährige setzte sich bei der Abstimmung knapp gegen Michael Werhahn (65) durch. Aufregung gibt es um die Wahl des Schatzmeisters, die wiederholt wird.
Neuss Er war angeschlagen, er hat gekämpft, er hat gesiegt: Jörg Geerlings (43), seit 2005 im Amt, ist als starker Mann der Neusser CDU zurück. Mehr noch: Obwohl er sich in der Kampfabstimmung um den Vorsitz nur knapp mit 53,6 Prozent gegen seinem Herausforderer Michael Werhahn (65) durchsetzte, würden die 1350 Neusser Christdemokraten demnächst von 100 Prozent Geerlings angeführt — hätte sich da nicht weit nach Mitternacht bei der Generalversammlung ein Schönheitsfehler eingeschlichen.
Als die von Geerlings und seinen Mitstreitern unterstützte Natalie Panitz (26) als Vize-Schatzmeisterin gegen die von keiner Hausmacht protegierte Stephanie Kux (33) überraschend durchfiel (77 zu 83 Stimmen), verlor der designierte Schatzmeister Tobias Goldkamp (37) die Nerven. Er nahm seine Wahl (125 Ja-, 37-Nein-Stimmen) nicht an. Die Folge: Vorsitzender Jörg Geerlings lässt auf der nächsten Mitgliederversammlung am 19. April die Schatzmeister-Wahl wiederholen. Die verspricht plötzlich noch einmal spannend zu werden, denn während sich Favorit Goldkamp mit Verweis auf ein „in der Rechtsprüfung befindliches Verfahren“ gestern nicht äußern wollte, machte ein anderer seinem Ärger Luft. „Mit seinem höchst unprofessionellen Verhalten“, schimpft Ratsherr Sebastian Rosen (41), „beschädigt Tobias Goldkamp Amt und Partei“. Rosen, der selbst in der Wahl zum Schriftführer Sigurd Rüsken (69) knapp mit 59 zu 70 Stimmen unterlag, kündigte gestern seine Kandidatur an. Er biete sich der Partei als „unabhängiger Kandidat“ an und er wisse „als Diplom-Kaufmann wie man mit Geld umgeht“.
Die dramatischen Ereignisse rund um die Schatzmeister-(Nicht-)Wahl beschäftigen in der Tat die Juristen. Denn als Goldkamp nach Geerlings’ Intervention doch noch den Rücktritt vom Rücktritt begründete und bereit war, als Schatzmeister zu fungieren, rief das wiederum den Ratsherrn Martin Flecken (60) auf den Plan. Der vertrat als Jurist die Auffassung: „Wer einmal seine Wahl nicht annimmt, kann es sich später nicht anders überlegen.“ Geerlings holte sich anschließend das Votum der Versammlung, die Wahl des Schatzmeisters am 19. April zu wiederholen. Damit alles juristisch korrekt zugeht, soll Flecken eine Stellungnahme von Roland Rochlitzer (Aachen), dem Justitiar des CDU-Landesverbandes, einholen.
Michael Werhahn begründet seinen Verzicht auf eine Kandidatur als Schatzmeister
Die Panitz’-Nichtwahl und Goldkamps Aussetzer trüben die ansonsten glanzvolle Bilanz des alten und neuen Vorsitzenden. Mit Bernadette Thielen (146 Stimmen) und Andreas Hamacher (141) brachte er seine Favoriten als stellvertretende Vorsitzende durch. Sebastian Ley (130) aus dem Werhahn-Team blieb auf der Strecke. Er trat aber — im Gegensatz zu seiner Mitstreiterin Jutta Stüsgen (52) — wenigstens an. Auch Dieter W. Welsink (58) aus dem engsten Kreis um Michael Werhahn verzichtete nach dessen Niederlage auf eine Kandidatur als Schriftführer: „Der neue Vorsitzende soll mit denen zusammenarbeiten, denen er vertraut.“ Der neue CDU-Vorstand ist zu 53 Prozent weiblich. Die Liste der 14 Beisitzer führt eine alte Bekannte an: Waltraud Beyen (73), eine bekennende Geerlings-Anhängerin, erhielt mit 97 Ja-Stimmen das beste Ergebnis aller Kandidaten.