Geschlossen gegen Videoüberwachung
Die Schülervertretung des Erasmus-Gymnasiums hat die Politiker unlängst bei einer Podiumsdiskussion gefragt, ob Videoüberwachung Gewalt an Schulen verhindern könnte. Die Fraktionen sehen derzeit keinen Handlungsbedarf in Grevenbroich.
Grevenbroich. Kriminalitätsschwerpunkte in NRW sollen auch in den kommenden fünf Jahren mit Videokameras überwacht werden - das hatte die Landesregierung am Dienstag beschlossen. In Grevenbroich jedoch sind sich die Fraktionen ausnahmsweise einig: Eine Videoüberwachung ist in dieser Stadt nicht sinnvoll.
Bürgermeister Axel Prümm (CDU) hält eine Videoüberwachung aus juristischer Sicht zwar grundsätzlich für gerechtfertigt, um beweisfähige Fakten zu liefern, sieht aber in seiner Stadt keinen Handlungsbedarf: "Wenn sich in Grevenbroich Brennpunkte entwickeln sollten, werde ich mich massiv für eine Videoüberwachung einsetzen. Das ist im Moment aber nicht der Fall."
Manfred Hermanns (FDP) hat als ehemaliger Polizeibeamter selbst Erfahrung mit der Thematik: "Die Kriminalität verlagert sich nur in nicht überwachte Bereiche." Er stellt zudem die Frage: "Wer soll die Monitore überwachen? Das bindet Personal und ist mit erheblichen Kosten verbunden."
Dirk Gawlinski von den Grünen lehnt Videoüberwachung generell ab: "Das ist ein Einschnitt in die persönliche Lebensgestaltung." Kriminalität lasse sich besser mit einer höheren Präsenz von Ordnungshütern und Aufklärung bekämpfen. Ohnehin sei Grevenbroich eine "friedliebende Stadt."
Auch Edmund Feuster (SPD) ist sich sicher: "Es gibt in Grevenbroich keine Kriminalitätsschwerpunkte." Sein Parteikollege Rainer Thiel sagt: "Videoüberwachung ist nicht - wie man zur Zeit denken könnte - das Allheilmittel, um pädagogische Probleme anzugehen." Lediglich in Straßenbahnen und Schulen könne man im Einzelfall überlegen, ob eine Videoüberwachung sinnvoll ist.
Irmintrud Berger (CDU) lehnt anders als ihre Kollegen in der Bundespartei selbst das ab: "Wir können Schulen nicht in einen Hochsicherheitstrakt verwandeln".
Die Schülervertretung des Erasmus-Gymnasiums hat die Politiker unlängst bei einer Podiumsdiskussion gefragt, ob Videoüberwachung Gewalt an Schulen verhindern könnte. Die Antwort fiel einstimmig negativ aus. Auch Schüler Lars Wosnitza würde sich nicht sicherer fühlen, wenn an seiner Schule Kameras installiert würden: "Sie nähmen uns das letzte Stückchen Privatsphäre, wenn genau kontrolliert wird, was man in den Pausen unternimmt."