Grevenbroich: 80 Münzen pro Minute

Ein Buch über Erfinder Diedrich Uhlhorn ist erschienen.

Grevenbroich. Er kam aus einfachen Verhältnissen, aber seine Konstruktion sollte ihn in ganz Europa bekannt machen: Diedrich Uhlhorn (1764-1837) baute 1818 in Grevenbroich eine neuartige Münzprägemaschine. Der Apparat wurde auf den Londoner Weltausstellungen 1851 und 1862 bestaunt und war von Portugal bis Russland im Einsatz.

Jetzt haben zwei Experten den Spuren Uhlhorns nachgeforscht. Ihr neu erschienenes Buch mit dem Titel "Dieser unerschöpfliche, seltene Mann" führt in die Epoche der Wirtschafts- und Technikgeschichte. Die beiden Autoren kommen aus verschiedenen Bereichen: Da ist zum einen der Maschinenbau-Ingenieur Volker Benard-Wagenhoff und zum anderen der Frankfurter Archivar Konrad Schneider. Tatkräftige Unterstützung kam vom Stadtarchiv. Der 130-Seiten-Band mit seinen historischen Abbildungen ist für Fachleute ebenso interessant wie für die breite Öffentlichkeit, sagt Stadtarchivar Wolfgang Brandt: "Ein Weihnachtsgeschenk für Geschichtsinteressierte".

Der Band zeichnet unter anderem Uhlhorns Karriere nach. 1809 kam er von Oldenburg nach Grevenbroich, wo er technischer Leiter der Spinnerei Koch wurde. Die Stadt mit ihrer Textilindustrie war eine frühe Keimzelle des Maschinenbaus. Uhlhorn erfand hier die so genannte Kniehebelpresse, die er später auch in seine Prägemaschine einbaute. Zwar hatten Konstrukteure in England und Frankreich schon vorher Münzprägemaschinen gebaut, doch dies waren große, störungsanfällige Apparate. Uhlhorns Modell war vergleichsweise handlich (etwa 1,60 Meter hoch, mehrere hundert Kilo schwer) und bewährte sich im Dauereinsatz. Die ersten Maschinen schafften 20 Münzen pro Minute, spätere bis zu 80. Damit kamen sie wie gerufen für den Staat Preußen, der nach der Währungsreform 1821 dringend neues Geld brauchte.

Mehr Uhlhorn soll es demnächst im neu konzipierten Museum geben, wo dann der Prototyp der Maschine stehen soll. Derzeit wartet das Schätzchen aus Metall und Holz im Villa Erckens-Keller auf Restaurierung. Wann die Stadt die Kosten von mindestens 15 000 Euro aufbringen kann, steht noch nicht fest.