Neuss: Stress von der Seele reden

Bei Problemen, Angst und Sorgen helfen Schulpsychologen. Sie unterstützen die Sozialarbeiter an den Schulen.

Rhein-Kreis Neuss. Eine Diplom-Schulpsychologin kümmert sich seit drei Jahren um alle Probleme, die die Kinder der Gemeinschaftsgrundschule Die Brücke haben: ob sie Angst haben, in die Schule zu gehen, ob sie gehänselt werden oder Probleme mit ihren Eltern oder Lehrern haben. "Wie eine Kummerkastentante", fasst Sylvia Decker, die Leiterin der Gemeinschaftsgrundschule Die Brücke in Neuss das Angebot zusammen.

Die Psychologin ist fest in das Schulkonzept integriert. 340 Kinder können sich an drei Tagen pro Woche für eine etwa viertelstündige Sprechzeit während des Unterrichts, in den Pausen oder nach Schulschluss anmelden. Bezahlt wird die Psychologin durch die Stadt Neuss im Rahmen der "Offenen Ganztagsgrundschule plus"-Mittel. Grundlage für die Mittelbewilligung war ein Konzept der Schule.

"Wir sind der Meinung, zur Schule gehört ein Psychologe", meint Decker. "Es ist wichtig, dass jemand - außer den Eltern, Erziehern und Lehrern - ein offenes Ohr für die Probleme der Schüler hat und sich Zeit für sie nimmt." Und das ohne lange Wartezeiten.

Dabei genießen Psychologen vor Ort in der Schule Seltenheitswert. Öfter helfen Schulsozialarbeiter bei Problemen. So beispielsweise auch an der Ganztagshauptschule Weißenberg in Neuss: Ein Sozialarbeiter ist an 38 Stunden pro Woche in seinem Büro. Er versucht, bei häuslichen und schulischen Sorgen zu helfen, engagiert sich aber auch in der Berufsberatung und leitet in den fünften Klassen Fahrten.

Im Rahmen des Austauschs "Eine Lehrerstelle für einen Schulsozialarbeiter" wurde er vom Land eingestellt. Er arbeitet seit sechs Jahren an der Schule. Die Atmosphäre hat sich verbessert. "Trotzdem wäre ein zusätzlicher Schulpsychologe wünschenswert", sagt Reinhard Hauke, Schulleiter der Ganztagshauptschule Weißenberg. Denn wenn Probleme nicht mit den Gesprächen mit dem Sozialarbeiter gelöst werden können, muss dieser an den Schulpsycholischen Dienst verweisen, bei dem es oft lange Wartezeiten gibt.

Ein Psychologe kommt auf 8000 Schüler. In den letzten fünf Jahren gab es im Durchschnitt 2000 Anfragen pro Jahr - nicht nur von Schülern, sondern auch von Lehrern, Eltern und am Schulleben beteiligten Institutionen. Lern- und Leistungsfragen, Einschulung, soziale Verhaltensauffälligkeiten, besondere Begabungen: "Die Fragen sind unterschiedlich", sagt Jutta Bellen, die Leiterin des Schulpsychologischen Dienstes.