Grevenbroich: Barrenstein - Mutter hat Angst um ihr Kind

Erneut gibt es Beschwerden über Geruchsbelästigungen in Barrenstein.

Grevenbroich. Tanja Aretz ist in Sorge. "Regelmäßig kommt es in Barrenstein zu starken Geruchsbelästigungen", sagt die Mutter einer dreijährigen Tochter.

"Chemisch" und "nach verbranntem Plastik" würde es in der Wohnsiedlung riechen, wenn der Wind aus Westen weht.

Den Übeltäter kann die 35-Jährige nur bedingt ausmachen. "Der Geruch kommt aus dem angrenzenden Gewerbegebiet", ist sich die junge Mutter sicher.

Für Wilhelm Kochskämper von der Bezirksregierung Düsseldorf ist die Lage in Barrenstein nicht neu: "Wir erhalten alle paar Wochen Beschwerden."

Tanja Aretz sorgt sich um die Gesundheit ihrer Familie: "Vielleicht sind die austretenden Stoffe krebserregend." Ziehen Gerüche auf, geht die Mutter mit ihrer Tochter nicht aus dem Haus. "Ich schließe sogar aus Angst alle Fenster."

Kochskämper versteht die Sorgen, bittet aber auch um Verständnis: "In den Werken arbeiten auch nur Menschen, die Fehler machen können." Für gefährlich hält er die austretenden Gerüche nicht.

"Dennoch rate ich jedem Anwohner im akuten Fall die Umweltbeauftragten der Firmen zu kontaktieren. Umso öfter auf die Gerüche aufmerksam gemacht wird, desto eher wird etwas dagegen unternommen."

Tanja Aretz reicht das nicht: "Ich setze mich mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz in Verbindung und plane eine Unterschriftenaktion. Krank werden möchte ich durch diesen Missstand nicht."

Zudem sei bereits bewiesen, sagt sie, dass es unzureichende Schutzmaßnahmen im Gewerbegebiet gebe: "Erftcarbon erneuert seine Anlagen schließlich aufgrund von Beschwerden."

Vier Millionen Euro investiert das Unternehmen, das Graphitelektroden herstellt, derzeit in den Bau einer Anlage zur thermischen Nachverbrennung von Abgasen.

Wilhelm Kochkämper hofft, dass bereits in diesem Jahr eine deutliche Besserung eintritt: "Dennoch können wir nicht ausschließen, dass nicht noch weitere Firmen für den Gestank verantwortlich sind."

Um das zu klären, fordert Dieter Dorok, stellvertretender Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, die Bezirksregierung auf, das Gutachten über die Geruchsemissionen auszuhändigen. "Die Politik muss in der Lage sein, die Situation einzuschätzen.

Ich hoffe, die Behörde ist entsprechend kooperativ", sagt Dorok. "Wenn die neue Anlage zur thermischen Nachverbrennung bei Erftcarbon voll funktionstüchtig sein sollte, wird diese sicherlich zur Emissionsreduzierung beitragen. Aber auch die anderen Geruchsemissionen sind neu zu bewerten", sagt der Grünen-Politiker.

"Hätte ich gewusst, was auf mich zukommt, wäre ich nicht nach Barrenstein gezogen", meint Tanja Aretz.