Grevenbroich. "Familien sind unsere Zielgruppe. Um diese Kundschaft werben wir", erklärte Jakob Andler, Obermeister der Bäckerinnung des Rhein-Kreises Neuss. Eine bessere Werbung als den Brotmarkt auf Schloss Hülchrath hätte er sich nicht einfallen lassen können. Rund 10 000 Besucher strömten Sonntag seit dem frühen Morgen nur so herbei.
"Wir waren noch beim Aufbau, da standen schon die ersten Neugierigen um uns herum", freute sich Andler. Nach dem Vorbild französischer Märkte hatte er das Event im vergangenen Jahr zum ersten Mal realisiert. Da waren die Bäcker allerdings vom Ansturm auf ihre Backwaren regelrecht überrollt worden. Bereits am Mittag hieß es: "Alles ausverkauft." Viele Besucher kamen vergebens.
"In diesem Jahr haben wir uns entsprechend vorbereitet und hatten alles im Griff", betonte Paul Neukirchen, Geschäftsführer der Bäckerinnung. So gab es denn auch am Nachmittag an den umlagerten Verkaufsständen noch gut gefüllte Regale. In den Backöfen wurden ununterbrochen Brote aller Sorten gebacken. Sehr beliebt waren das extra für diesen Tag hergestellte Schlossbrot, ein Weizenmischbrot mit Dinkelsprossen-Sauerteig, und das Quarkgebäck Schlossgespenst.
Etwa 30 der 64 Bäcker, die der Innung angehören, beteiligten sich am Brotmarkt. Hinzu kamen zwei Stände der Fleischerinnung. Sie stellten die Neusser Kappeswurst und den Kappesfleischkäse vor, die mit Sauerkraut und Bärlauch hergestellt werden. Bäcker und Fleischer arbeiteten einträchtig zusammen. Kein Firmenschild hing aus, die Bäcker waren nur an ihren gelben T-Shirts zu erkennen. "Wir machen hier keine Eigenwerbung", betont Jakob Andler, "wir werben für unser Handwerk." Der Kunde solle sehen, dass Brotbacken noch Handwerk im wahrsten Sinne des Wortes sei.
Das konnten die Besucher unter anderem am Stand von Johann Andreas Werhahn, einem Müller der Firma Diamant Mehl, sehen. Er erklärte die Grundlagen des Backens und stellte Mehlsorten vor. Außerdem wurde an einem alten römischen Mahlstein gezeigt, wie mühsam es früher war, Korn von Hand zu mahlen.
Auch an die Kinder wurde gedacht. Thomas Puppe leitete für sie die Kinderbackstube. Den ganzen Tag über zeigte er geduldig, wie aus süßen Hefeteigstreifen lustige Gesichter entstehen können. Auch Julian war mit Feuereifer dabei: "Das macht mir richtig Spaß. Ich weiß noch gar nicht, ob ich das Gesicht aufessen werde." Welche Entscheidung er letztendlich traf, ist nicht bekannt, aber wer kann auf so etwas Leckeres schon verzichten?