Grevenbroich: Hallenbad kurz vor dem Aus

Der TV Jahn kann die Kosten für das Bad in Neukirchen nicht mehr tragen. Springt die Stadt nicht ein, soll im September Schluss sein.

Grevenbroich. Winfried Schmitt, Chef des TV Jahn, hat die Geschichte des Neukirchener Bades schon oft erzählt. Wichtige Summen hat Schmitt sofort parat, Jahreszahlen kann er auswendig. "Wir haben ständig Gespräche geführt", sagt er. "Sei es mit Energieversorgern oder der Verwaltung."

Immer ging es darum, das Bad an der Viehstraße zu erhalten. Ende Juli soll mit diesen Gesprächen Schluss sein. "Wenn wir bis dahin nichts von der Stadt hören, kündigen wir die Verträge mit unseren Kooperationspartnern", sagt Schmitt. Das hieße, dass das Bad im September für immer schließt.

Das Problem: Das Bad macht Defizite. 1993 hatte der Verein das Hallenbad von der Stadt für den symbolischen Preis von einer Mark übernommen und ist seitdem allein verantwortlich für den Betrieb. Welche Kosten auf ihn zukommen könnten, war den Verantwortlichen damals nicht klar.

"Wir sind da ziemlich blauäugig reingeschlittert", sagt Schmitt. Um die Ausgaben zu reduzieren, suchte sich der Verein Kooperationspartner wie die Werkstatt für Behinderte, deren Mitglieder drei Mal in der Woche in Neukirchen trainieren.

Nun sind die Becken voll ausgelastet - doch die Kosten sind immer noch immens. Seit der Gründung schießt der Verein jährlich etwa 25.000 Euro aus eigener Kasse in den Erhalt des Schwimmbads zu. Das ging solange gut, bis die Rücklagen des TV Jahn aufgebraucht waren.

Bereits 2008 stand das Schwimmen in Neukirchen kurz vor dem Aus. Damals konnten die Verantwortlichen die Stadt überzeugen. Sie sagte schließlich zu, für den Fehlbetrag aufzukommen. Ein Jahr habe der Verein auf das Geld warten müssen. Schmitt: "Das war eine echte Zitterpartie."

Um Ähnliches zu vermeiden, sei man im vergangenen Jahr bereits frühzeitig auf die neue Bürgermeisterin zugegangen, habe darum gebeten, eine Lösung zu finden. Zu ersten Gesprächen kam es Mitte des vergangenen Monats in einer Sondersitzung. Zwei Wochen später reichte der Verein ein 26-seitiges Papier mit Zahlen und Fakten zum Stadtbad ein. "Seitdem haben wir nichts mehr von der Stadt gehört", sagt Schmitt.

Die Zeit eilt. Bekommt der Verein keine Unterstützung, will er die Verträge mit den Kooperationspartnern auflösen - aufgrund der Laufzeiten müsste das bis Ende Juli geschehen.

Bürgermeisterin Ursula Kwasny wollte sich auch am Dienstag noch nicht zu den Plänen der Stadt äußeren. Laut Presseamt treffen sich die Verantwortlichen am Mittwoch zu einer entscheidenden Sitzung. Erst nach den Gesprächen könne die Bürgermeisterin sagen, ob und wie es weitergeht.

Würde das Bad geschlossen, wäre das für die Gäste ein schwerer Schlag. Sie haben bisher etwa 250 Unterschriften für dessen Erhalt gesammelt und der Bürgermeisterin zukommen lassen. "Wir könnten mit unseren Kursen nur nach Neurath oder Frimmersdorf ausweichen.

Aber das ist für ältere Menschen zu weit weg", sagt zum Beispiel Rosi Lambrecht von der Arbeiterwohlfahrt. Schwimmerin Käthe Schmidt plädiert ebenfalls für den Erhalt: "Hier lernen Kinder schwimmen. Das ist wichtig."

Auch Schmitt hofft immer noch, dass die Stadt sich für das Bad entscheidet. "Darum kämpfen wir seit nunmehr fünf Jahren", sagt er müde.