Neuss: Shakespeare-Festival wird 20
Die Initiatoren erinnern sich an die Anfänge. Klaus Harnischmacher war damals Chef des Neusser Bauvereins, und als sein Mitspieler in diesem Festival-Vorbereitungsstück agierte Rainer Wiertz, Kulturreferent der Stadt und seit 1991 Festivalleiter.
Neuss. Heute "Die Zähmung der Widerspenstigen", ab Donnerstag "Julius Caesar, Cleopatra, Antonius", es folgt "HeinrichVIII." - und so fort bis Mitte August. Das renommierte Shakespeare-Festival ist in vollem Gange. Es ist das 20. Fest im Globe. Als alles begann, beharrte einer der Initiatoren darauf, auf den Plakaten müsse der Festival-Name mit der Eins versehen werden. "1.Shakespeare-Festival" - ein zweites sollte folgen. Das war durchaus mutig im Sommer 1991.
Der Drängler war Klaus Harnischmacher, damals Chef des Neusser Bauvereins, und als sein Mitspieler in diesem Festival-Vorbereitungsstück agierte Rainer Wiertz, Kulturreferent der Stadt und seit 1991 Festivalleiter.
Im Gespräch in der Alten Wetthalle, zurzeit Globe-Foyer, erinnern sie sich an die kühnen Ideen und das zähe Ringen vor 20 Jahren. Der Bauverein wollte seinen Mietern - und der Stadt - zum Hundertjährigen vor dem Münster eine Shakespeare-Aufführung stiften. "Unmöglich", erklärte Georg Kentrup, der (Neusser) Gründer der "bremer shakespeare company" seinen Gästen Wiertz und Harnischmacher in Bremen.
Sein Hinweis auf den Globe-Nachbau der Landesgartenschau in Rheda-Wiedenbrück, der vielleicht zu leihen sei, brachte das Duo ins Ostwestfälische. Kaufen statt leihen, war dort die Botschaft, zu kompliziert und teuer der mehrfache Auf- und Abbau der 70-Tonnen-Stahlkonstruktion.
Kaufen, beschloss der Bauverein, und suchte nach Sponsoren. Tumultartig, so erinnerte sich der damalige Kulturamtsleiter Hans-Heinrich Brockdorff später, verlief die Abstimmung im Rat. Mit einer Stimme Mehrheit nahm die Stadt schließlich misstrauisch die Schenkung des Bauvereins an. Und wohin? Mitten auf die Rennbahn, in den Rosengarten, auf den Münsterplatz? Harnischmacher fand mit dem Nachtschicht Parkplatz von Case den Standort.
Er sagt: "Und am Tag vor der Eröffnung wussten wir dann, dass die Unterstützung der Sponsoren ausreichen würde." 1,2 Millionen DM mussten aufgebracht werden. Da es "gelungen war, der Heiligsten aller sparsamen Neusser Familien... den ersten Hunderttausender aus der Tasche zu ziehen", so Grosse-Brockhoff in seiner Erinnerung, zogen viele Unternehmen mit kleinen und größeren Spenden nach, Handwerker halfen auf eigene Kosten.
Mit bescheidenen vier Vorstellungen der Bremer Truppe startete das Festival, das tatsächlich das erste von bislang 20 wurde. Für Rainer Wiertz ist das nicht zuletzt Kairos zu verdanken, dem griechischen Gott der günstigen Gelegenheit und des rechten Augenblicks. Ihm macht dieses Festival Spaß bis heute - und auch weiterhin. "Das Globe wird bleiben, und das Festival auch. Ich habe noch keine Ermüdungserscheinungen", sagt er.