Grevenbroich: Zwei Frauen mit einer Leidenschaft

Ausstellung: In der Galerie Judith Dielämmer zeigen zwei Künstlerinnen Fotografien und abstrakte Malereien.

Grevenbroich. Hanne Horn ist Fotografin, Sighild Simon hat sich der abstrakten Malerei verschrieben. Also zwei ganz verschiedene Künstlerinnen, die seit Freitag in der Galerie Judith Dielämmer ausstellen?

Hanne Horn, Jahrgang 1948, Mitglied von "Judith Dielämmer", verbindet in ihren Arbeiten Fotografie und Collage. Die Schwarzweiß-Fotografien - Porträts von Freunden, Bekannten und Kollegen - werden im Großformat auf einem dünnen Spezialpapier ausgedruckt und auf Bretter aufgezogen.

Durch ein Lösungsmittel wird das Papier durchscheinend, hindurch schimmern darunter geklebte Stoff-Fetzen oder Zeitungsausschnitte. Beim Porträt ihres Fotografen-Kollegen Wilfried Neuse ist es beispielsweise ein Blatt aus einer Kunstzeitschrift, das Bild eines stolzen Vaters hat sie mit Kindercomics unterlegt. "Die Schwarz-Weiß-Fotografie reduziert das Bild auf das Wesentliche. Mit meiner Bearbeitung gebe ich den Menschen die Farbe zurück", erklärt Hanne Horn dazu.

Es ist kein Zufall, dass die Künstlerin in ihren Arbeiten immer wieder Fundstücke verarbeitet, etwa Zeitungen, Plakate und alte Tücher. Auch die verwendeten Bretter tragen allesamt Risse und Abschürfungen, Relikte vom Einsatz auf Baustellen und anderswo. Fabrikneue Stücke haben dagegen kaum Reiz für die Künstlerin: "Das Material wird erst interessant, wenn es sichtbare Spuren seiner Geschichte trägt - bei uns Menschen ist es schließlich ebenso".

Fotografie, Porträt, Collage: Dies ist auch das Konzept einer Serie der Bonner Malerin Sighild Simon. "Erna" nannte sie die Frauenporträts, nach einer Tante, die in den 30er- und 40er-Jahren eine Parfümerie betrieb. Die Bildserie fasst ein Stück von "Ernas" Biografie zusammen, vom Krieg über die Zeit als Trümmerfrau bis zu ihrem frühen Tod.

Die ausgebildete Modedesignerin Sighild Simon kam durch ihren Lehrer Otto Piene zur abstrakten Malerei. Seit 1995 widmet sie sich ausschließlich dieser Darstellungsform. "Ihre Farblandschaften sind Seelenlandschaften", wie es Galeriemitglied Anna Neumann in ihrer Eröffnungsrede formulierte.

Tatsächlich dokumentiert die Ausstellung die Begegnung von zwei ganz unterschiedlichen Künstlerinnen, die dennoch bestens harmonieren. Am Tag vor der Eröffnung trafen sich die beiden erstmals - zum Aufhängen in der Galerie. Hanne Horn erinnert sich: "Ursprünglich hatten wir vor, dass jede von uns eine separate Wand bekommt. Aber dann stellten wir ganz erstaunt fest, wie gut unsere Arbeiten zusammenpassen."