Hydro präsentiert seine neue Recyclinglinie für Dosen
Die Anlage in Halle 100 des Rheinwerks hat 45 Millionen Euro gekostet. 40 Mitarbeiter sollen das „Monster“ bedienen, das auf einem Areal von rund 20 000 Quadratmetern entstanden ist.
Neuss. Wenn Hermann Gröhe den Terminator zitiert, dann wird es ernst. „I’ll be back“, griff der Gesundheitsminister den Spruch des von Arnold Schwarzenegger verkörperten Androiden aus der Zukunft auf, der neben ihm auf eine überdimensionale Dose projiziert wurde. Gröhe interpretierte das berühmte Zitat „Ich komme wieder“ auf zwei Weisen. „Es kann zum einen für die recycelte Dose stehen — aber vielleicht ist es auch die kraftstrotzende Unverwüstlichkeit von ,Arnie’, die das Rheinwerk in den letzten Jahren ausgezeichnet hat“, erinnerte der 55-Jährige. Schließlich galt der Standort des Rheinwerks wegen mangelnder Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu Ländern mit preisgünstigeren Produktionsbedingungen lange als gefährdet.
Sorgen, die der Vergangenheit angehören — mittlerweile richtet sich der Blick des Unternehmens Hydro wieder Richtung Zukunft. Ein Puzzleteil, das dabei helfen soll, sie erfolgreich zu gestalten, wurde gestern in Halle 100 des Rheinwerks mit Nebel, Lichteffekten und einer Videoshow präsentiert: Die neue Recyclinglinie für Dosenschrott, die sich Hydro 45 Millionen Euro hat kosten lassen. Die auf einem Areal von rund 20 000 Quadratmeter entstandene Anlage soll die Jahreskapazität von 50 000 Tonnen auf mehr als 100 000 erhöhen, hat Hydro angekündigt. Die eigene Entwicklung, die mit Unterstützung eines Anlagenherstellers realisiert wurde, verwendet unter anderem eine neue Technik, mit der sich einzelne Metallsorten im Schrott besser trennen lassen. „Sie kann gesammelte Aluminiummengen mit bis zu 20 Prozent Verunreinigung verarbeiten“, erklärte Hydro-Vorstandschef Svein Brandtzæg die patentierte Sortiertechnik. 40 zusätzliche Mitarbeiter sollen das neue „Monster“ bedienen.
Ganz ohne Selbstinszenierung geht so eine Präsentation eines 45-Millionen-Euro-Ungetüms selten vonstatten. So setzte Hydro bei rund 150 geladenen Gästen — unter anderem aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft — auf den Überraschungseffekt. Erst nach den Reden von Gröhe, Brandtzæg, Landeswirtschaftsminister Garrelt Duin und Konzernvorstand Kjetil Ebbesberg wurde der 96 Tonnen schwere Schmelzofen präsentiert, der zuvor hinter einem großen Vorhang versteckt wurde.
Nach den Wortbeiträgen schmissen die Beteiligten noch jeweils eine symbolische Aluminium-Dose in einen aufgestellten Sammelautomaten. Kurz bevor der Schmelzofen den Gästen präsentiert wurde, führte Svein Brandtzæg die Liste der Zitate berühmter Persönlichkeiten fort. „Yes we can“, sagte der Vorstandschef schmunzelnd — ein Wortspiel mit dem Wahlkampf-Slogan des US-Präsidenten Barack Obama und dem englischen Wort für Dose — Can.
Gut möglich, dass der 58-Jährige auch im nächsten Jahr den weiten Weg aus Oslo in den Rhein-Kreis Neuss auf sich nehmen wird, wenn der 100. Geburtstag der Vereinigten Aluminium-Werke (VAW) ansteht — „I’ll be back“ sozusagen.