Im Durchschnitt ertappt die Stadt täglich 189 Falschparker

In den ersten neun Monaten wurden zwar weniger Temposünder verwarnt, dafür steigt erstmals seit Jahren die Zahl der Knöllchen.

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Neuss. Für Falschparker ist die Stadt Neuss in den vergangenen Jahren ein immer sichereres Pflaster geworden. Denn die Zahl der Knöllchen, die die Mitarbeiter der Stadt an die Windschutzscheiben heftete, ist immer weiter zurückgegangen —bisher. Denn in diesem Jahr geht die Tendenz zum ersten Mal seit Jahren wieder in die andere Richtung. Von Januar bis September erwischte die Stadt in Neuss genau 50 125 Falschparker, hinzu kommen 1676 Fremdanzeigen. Damit erwischen die 18 Politessen am Tag 189 Falschparker. Das geht aus einer aktuellen Auswertung des Amtes für Verkehrslenkung hervor. Hochgerechnet auf das gesamte Jahr wären dies etwa 69 000 Strafzettel — und damit um rund 5,5 Prozent mehr Strafzettel als noch im Jahr 2014.

Dafür erwischte die Stadt in diesem Jahr bisher deutlich weniger Temposünder als sonst üblich. Die städtischen Radarwagen blitzten von Januar bis September in insgesamt 15 655 Fällen. „Die Anzahl und Qualität der festgestellten Geschwindigkeitsüberschreitungen ist seit Jahren tendenziell leicht rückläufig“, heißt es dazu in einem Bericht. Amtsleiter Franz Kolbecher glaubt: „Es passiert weniger auf den Straßen durch permanente Präsenz unserer zwei Radarwagen und den Kontrollen des Kreises und der Polizei. Da steht man mit einem Fuß im Blitzlichtgewitter.“ Die Rathausmitarbeiter dürfen lediglich an Unfallschwerpunkten sowie an Stellen mit besonders schutzbedürftigen Personen wie vor Kitas, Schulen und Altenheimen kontrollieren. Die Polizei darf hingegen auch an anderen Stellen, etwa vor Baustellen und an Orten, die von Bürgern benannt wurden, überwachen.

Franz Kolbecher, Leiter des Amtes für Verkehrslenkung, zur hohen Dichte von Kontrollen des fließenden Verkehrs

Andernorts bringen Knöllchen und Strafzettel für Temposünder ordentlich Geld in die Stadtkasse. In Neuss ist dieser Posten aber vergleichsweise bescheiden. Für dieses Jahr sind knapp 1,6 Millionen Euro an Einnahmen aus Knöllchen für Falschparker eingeplant, gut 200 000 Euro mehr als noch im Jahr 2014. Das Plus in der Planung ist aber vor allem Ergebnis der erhöhten Bußgelder. Wer ohne Parkschein parkt, zahlt mittlerweile zehn Euro. Wer nach längerer Zeit sein Fahrzeug immer noch nicht wegbewegt hat, bekommt fünf Euro Nachschlag. Durch die Blitzer sind in diesem Jahr 750 000 Euro eingeplant — ein Plus von 220 000 Euro. Die Überwachung des Verkehrs, wie es bürokratisch heißt, bringt also etwa 2,3 Millionen Euro an Einnahmen insgesamt. Zum Vergleich: Bielefeld kommt auf fast 44 Millionen Euro dank einer der lukrativsten Radarfallen in Deutschland. Aber auch andere Städte wie Mönchengladbach haben zugelegt — auch wegen des Einsatzes von Smartphones bei Politessen. Das lehnt die Stadt Neuss weiter ab und setzt auf sein bewährtes System mit mobilem Computer, Drucker und Fotoapparat.

„Wir haben iPhones vor Jahren geprüft. Aber wir bleiben bei unseren Erfassungsgeräten, weil sie die Verwarnung mitsamt Kassenzeichen direkt ausdrucken“, sagt Franz Kolbecher. Die mittlerweile acht Jahre alten Geräte werden derzeit laufend ausgetauscht durch die Nachfolgegeneration.