Kaarst: „Die Verwaltung entzieht sich“

Eltern kämpfen für eine dritte Eingangsklasse an der Astrid-Lindgren-Schule. Am Mittwoch sollte der Bürgermeister Unterschriften erhalten. Doch der Stadtchef war nicht da.

Kaarst."Das Thema schlägt hohe Wellen", weiß Franz-Josef Rademacher, Vorsitzender des Förderkreises Holzbüttgen und Stadtverbandsvorsitzender der CDU Büttgen. In einen Brief wendet er sich an den CDU-Fraktionsvorsitzenden Norbert Kallen und an Bürgermeister Franz-Josef Moormann. Auch Rademacher plädiert für eine dritte Eingangsklasse an der Astrid-Lindgren-Schule.

Wie berichtet, sind dort 63 Schüler angemeldet - für zwei Eingangsklassen sind das drei zuviel. Deshalb müssen drei Kinder abgelehnt werden, weil das Land nur Klassengrößen mit maximal 30 Schülern zulässt.

Die Eltern wissen aber: Eine weitere Anmeldung eines neu zugezogenen Erstklässlers sowie zwei Wiederholer kommen zu den 63 angemeldeten Kindern noch hinzu. "Dass ausgerechnet Kinder mit einer Behinderung abgelehnt werden, weil die Gutachten zur Eignungsfeststellung so lange dauern, verstößt klar gegen Artikel 3 des Grundgesetzes: Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden", sagt Ursula von Schönfeld, Vorsitzende des Neusser Vereins "Initiative gemeinsam leben und lernen" (Igll).

Sie protestiert mit rund 60 Eltern und deren Kindern vor dem Kaarster Rathaus für eine dritte Eingangsklasse. Auf den Plakaten steht "Integration in Kaarst = Fehlanzeige". Sie wollen Bürgermeister Moormann Unterschriften übergeben. "300 haben wir an einem Samstag in Holzbüttgen vor einem Supermarkt gesammelt.

Jetzt ist der Bürgermeister noch nicht einmal da, dabei waren wir angemeldet. Kurzfristig ist die Sprechstunde nach Büttgen verlegt worden. Darüber wurden wir nicht informiert. Die Verwaltung will sich nur der Verantwortung entziehen", ärgert sich Anne Schubert.

Die Verlegung sei ein Missverständnis, erläutert Stadtsprecherin Sigrid Hecker. "Der Termin steht seit Wochen fest. Weil der Umlegungsausschuss in Büttgen tagt, nimmt der Bürgermeister die Sprechstunde diesmal im Technischen Rathaus wahr." Es sei lediglich vergessen worden, die Änderung zu veröffentlichen.

Die Eltern lassen sich nicht abschrecken und fahren nach Büttgen. Dort werden sie schließlich doch von Bürgermeister Moormann empfangen. Er sichert den Eltern zu, dass noch kurz vor der Ratssitzung am kommenden Donnerstag ein Gespräch mit dem Schuldezernenten Heinz Dieter Vogt und Schulamtsleiterin Anke John stattfinden soll.

"Die Räume sind vorhanden, wir wissen von einer Düsseldorfer Lehrerin, die gerne in Holzbüttgen arbeiten würde. Alle Voraussetzungen sind also gegeben", sagt Mutter Schubert. Lubrich ergänzt: "Die derzeitige zweite Klasse hat mit 28 Schülern begonnen und muss jetzt aufgeteilt werden, weil sie jetzt mehr als 30 Schüler hat.

Das aber bedeutet, dass sich die Schüler wieder an eine neue Bezugsperson gewöhnen müssen. Wieso kann man nicht von Anfang an eine dritte Klasse anbieten?", fragt sie sich. Claudia Baum wundert sich: "Kaarst will familienfreundlich sein?" Viele neue Familien seien schließlich nach Holzbüttgen gezogen und würden nun verärgert.

Zur nächsten Ratssitzung, wenn der endgültige Beschluss über die dritte Eingangsklasse gefasst wird, wollen die Eltern ebenfalls erscheinen. Die Schulleiterin hatte jüngst im Schulausschuss einen Antrag gestellt, der aber mehrheitlich abgelehnt wurde. "Wenn die drei Kinder mit einer Behinderung abgelehnt werden, wollen die betroffenen Eltern prozessieren", weiß Ursula von Schönfeld.