Kaarst/ St. Martinus: Eine Gemeinde im Umbruch
Die neue Pfarrgemeinschaft sorgt für eine stärkere Vernetzung.
Kaarst. Noch wird an der romanischen Basilika Alt St.Martin gewerkelt: Das Dach des Seitenschiffs ist noch nicht fertig. Die Sanierung ist ein langwieriger Prozess, bei der immer wieder unerwartete Probleme auftauchen und neue Arbeiten anfallen.
Innen erstrahlt die Kirche schon in neuem Glanz: Innenausmalung und Beleuchtung sind neu. "So wird der Raum voll zur Geltung gebracht", erläutert Architekt Richard Wichmann. In einem Monat sind die Arbeiten (mit zweimonatiger Verspätung) abgeschlossen, schätzt er.
So, wie ihr äußeres Symbol, die Kirche, ist auch die Gemeinde von St. Martinus selbst derzeit im Umbruch. Seit dem 1. Januar ist die Pfarre nicht mehr selbstständig. Sie bildet zusammen mit den Gemeinden Büttgen, Holzbüttgen und Vorst eine Pfarrgemeinschaft.
Eine erste Bilanz von Pfarrer Josef Brans fällt positiv aus: "Die Aufregung und die Sorge, dass das Gemeindeleben stagniert, haben sich mittlerweile gelegt: Es geht auch künftig weiter."
Es gebe sogar positive Effekte: "Die Leute wandern sicherlich mehr zwischen den Gemeinden, nehmen mehr wahr, was in der Nachbarschaft passiert", sagt der Pfarrer. Die Vernetzung sei durch die neue Pfarrgemeinschaft besser geworden.
Als die Veränderung bekannt wurde, war das Entsetzen bei vielen Kaarster Gläubigen zunächst groß. Denn St.Martinus, mit über 10.000 Mitgliedern eine der größten Pfarren im Erzbistum Köln, ist jetzt nur noch eine von vier Gemeinden, die einen gemeinsamen Pfarrgemeinderat haben.
Dieses Gremium entscheidet über Veranstaltungen in der Gemeinde, Kindergartenpersonal, das Pastoralkonzept, berät Seelsorger. Hier bestand die Befürchtung, durch nur noch ein Viertel der Stimmen weniger Mitsprache im Gemeindeleben zu haben.
Hat sich das bewahrheitet? Pfarrer Brans hat bisher wenig Rückmeldung zu den Veränderungen bekommen. "Es ist sicherlich noch zu früh, um ein umfassendes Fazit zu ziehen. Ich denke aber, die Gemeinden merken den Unterschied kaum." Die Gottesdienste konnten bis auf einen (sonntags 8 Uhr) alle beibehalten werden.
Für die Geistlichen hat sich dagegen einiges geändert: "Das ist eine ganz andere Größenordnung", sagt Brans. Statt 10.000 werden nun 20.000 Gläubige betreut. "Ich habe früher gerne noch Besuche gemacht, das muss ich jetzt anderen überlassen. Auch bei einer Dienstbesprechung für vier Gemeinden fällt mehr an. Ich muss sehen, wie ich mein Alltagsgeschäft bewältigt kriege."