Kaarst: Vorzeigetechnik am Nordkanal
Erftverband: Seit vier Jahren wird das Klärwerk mit Membran-Technologie in Kaarst betrieben.
Kaarst. "Es ist ein Vorzeigeprojekt der deutschen Wasserwirtschaft", sagt Wulf Lindner, Vorstand des Erftverbands. Seit genau vier Jahren ist das kommunale Klärwerk am Nordkanal in Betrieb. Das Besondere ist die eingesetzte Technologie, mit der selbst Bakterien durch eine spezielle Membran herausgefiltert werden.
Vor vier Jahren war es das größte seiner Art weltweit. "Heute ist es schwierig zu sagen, die Technologie hat seinen Siegeszug angetreten. Auch zu den Olympischen Spielen in Peking ist eines gebaut worden", weiß Lindner.
Zahlreiche Besuchergruppen haben sich in Kaarst von der Technik überzeugt und sich über die gemachten Erfahrungen informiert. "Ein großer Vorteil ist, dass ein solches Klärwerk weniger Platz benötigt als ein herkömmliches."
Es gibt einen Nachteil: Das Klärwerk benötigt wegen des Wasser-Ansaugens in den Spezialfiltern mehr Energie. "Deshalb sind wir ständig bemüht, Strom zu sparen, wo es nur geht.
Durch den Umbau von Anlagenteilen konnte der Verband auf einigen Klärwerken rund zehn bis 15 Prozent der Energiekosten einsparen", erläutert Lindner.
Dazu hat der Verband seine 43kommunalen Kläranlagen untersucht. Derzeit prüfe der Verband, ob der Neubau von Blockheizkraftwerken auf Kläranlagen des Erftverbands wirtschaftlich ist.
Auf elf Klärwerken nutzt der Verband bereits das bei der Abwasserreinigung entstehende Biogas zur Energiegewinnung. Die Blockheizkraftwerke decken bis zu 30 Prozent des Strombedarfs der Anlagen.
Bei der Analyse stützte sich der Verband auf Richtwerte, die für Kläranlagen mit konventioneller Reinigungstechnik vorliegen. Für Kläranlagen mit Membranbelebungstechnik existieren dagegen noch keine.
Aus diesem Grund hat der Erftverband jetzt eine Studie in Auftrag gegeben, die am Beispiel des Gruppenklärwerks Nordkanal ein Energiemodell für Membranbelebungsanlagen erarbeitet. Das Projekt beginnt Ende des Monats. Ergebnisse werden Ende des Jahres vorliegen.
Der Verband arbeitet zudem daran, die Prozesse in dem Klärwerk ständig zu verbessern und wirtschaftlicher zu arbeiten. So gebe es 20 Forschungsvorhaben.
Im Rahmen eines Projektes der Universität Kassel wird beispielsweise auch die Leistung der Siebanlagen zur Vorreinigung untersucht. "Die Studie soll die Wechselwirkung zwischen der mechanischen Vorbehandlung und der biologischen Reinigung des Abwassers analysieren", erläutert Lindner.
Mit Hilfe der Studie sollen Methoden entwickelt werden, die das Verfahren der mechanischen Vorreinigung verbessern. Das Forschungsvorhaben läuft bis Ende 2009.