Kaarster Feuerwehr muss immer häufiger Tiere retten
In der ersten Jahreshälfte gab es so viele Tier-Einsätze wie im gesamten vergangenen Jahr. Dabei häufen sich auch die unnötigen Alarmierungen.
Kaarst. Den „Klassiker“ hat Stefan Breitfeld, seit 23 Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr, auch schon erlebt: Da wird die Wehr nachts um halb eins alarmiert, weil eine Katze im Baum oder auf dem Dach sitzt. „Und dann kommt man an, fährt mit der Drehleiter ran, das Tier guckt einem in die Augen — und läuft dann ganz schnell über den Dachfirst, um in einem Dachflächenfenster zu verschwinden“, berichtet der 40-Jährige lachend von einer Begegnung mit einem Stubentiger „in Not“.
Doch diese Anrufe seien inzwischen selten, erklärt der Sprecher der Kaarster Feuerwehr. „Wenn’s denn noch die Katze wäre. . .“, sagt er. Stattdessen werden die Florianer immer öfter gerufen, um ein Kaninchen einzufangen, Gänsen über die Straße zu helfen oder eine Taube zu verscheuchen.
In 27 Fällen rückte die Freiwillige Feuerwehr allein in den ersten Monaten dieses Jahres zu solchen und ähnlichen Aktionen aus — so oft, wie im gesamten Jahr 2015 zusammengenommen. Im Jahr davor waren es zwar auch schon mal deutlich mehr gewesen. Doch insgesamt hat Stefan Breitfeld beobachtet: „Wir werden immer öfter wegen Bagatellen gerufen.“
Das Problematische daran: „Wir sind eine rein freiwillige Feuerwehr, die Kameraden gehen ihrem Beruf nach. Und ist nicht jeder Arbeitgeber begeistert, wenn man — wie im Extremfall schon mal vorgekommen — fünf Mal an einem Tag den Arbeitsplatz wegen kleiner Einsätze verlässt.“
Wenn wieder einmal ein Stallkaninchen im Maubiszentrum herumhoppelt und besorgte Passanten die Wehr verständigen oder eine alte Dame eine gar zu anhängliche Wildtaube auf ihrem Balkon loswerden möchte, rückt auch mal nur eine kleine Truppe, bestehend aus hauptamtlichem Gerätewart und drei Wehrleuten, aus. „Aber gerade nachts und am Wochenende alarmieren wir automatisch die Gruppe durch. Und dann kann es sein, dass 30 Leute für Kleinkram parat stehen“, schildert Breitfeld, der die Ursache für solche Alarme in einem gestiegenen Anspruchsdenken der Menschen sieht. „Wenn man nicht mehr weiter weiß, ruft man die Feuerwehr“, fasst er das zusammen.
Immer wieder startet die Freiwillige Feuerwehr auch spektakuläre Rettungsaktionen: wie vor einigen Monaten für ein Pferd, das in eine Mistgrube gestürzt war und nur mithilfe der Drehleiter geborgen werden konnte. Ein anderes Mal wurde den Brandbekämpfern eine Bananenspinne im Glas überreicht, die anschließend in den Terra-Zoo nach Rheinberg gebracht wurde. Oder sie holen eine Schlange in einem Vorster Hausgarten ab. „Anhand des Fotos, das wir ihnen geschickt haben, konnten die Experten der Feuerwehr Düsseldorf uns dann schnell sagen, womit wir es zu tun hatten, und wie wir uns verhalten sollten“, erzählt Breitfeld. Doch das sind Ausnahmen. Hingegen wurde die Wehr „schon drei- oder viermal“ gerufen, um sich um eine Wildgänsefamilie auf dem Grünstreifen an der Neersener Straße zu kümmern.
Für 2017 plant Feuerwehr-Chef Andreas Kalla, Schulungen für Bürger anzubieten. Darin soll es um verschiedene Aspekte der Selbsthilfe gehen.