Kuh wollte Schlachter entwischen
Das zwei Jahre alte Rind sprang beim Abladen bei der Metzgerei vom Anhänger und flüchtete in einen Garten.
Grevenbroich. So etwas hat Sebastian Esser noch nicht erlebt: Plötzlich stand bei dem 33-Jährigen eine braune Kuh im Vorgarten. Das Tier war gerade seinem Schlachter entkommen und sorgte gestern mitten in Noithausen für Trubel, schließlich hatte die Einfang-Aktion aber Erfolg.
Den unerwarteten Besucher hörte Sebastian Esser schon lange, bevor er ihn zu sehen bekam. „Ich arbeitete gerade im Büro, als es ordentlich schepperte. Danach bemerkte ich am Fenster einen Schatten im Garten. Dann stand plötzlich ein Polizist bei uns und erklärte, ich solle besser im Haus bleiben, hier würde eine Kuh herumlaufen“, berichtet Esser. Da sah der 33-Jährige, der mit seiner Familien an der Von-Immelhausen-Straße lebt, das Tier auch schon zehn Meter weiter im Garten stehen. „Die Kuh hat den Zaun zwischen dem Nachbargarten und uns durchbrochen“, erklärt Sebastian Esser den Lärm. Wild sei das Tier nicht gewesen, es habe aber nervös gewirkt.
Verständlich, schließlich sollte das knapp zwei Jahre alte Rind gestern seinen allerletzten Weg antreten — zum Schlachter. Doch beim Abladen bei der Metzgerei Peter Stirken an der Grabenstraße in Noithausen passierte Unvorhergesehenes: „Das Tier sprang auf die etwa anderthalb Meter hoher Anhängertür, durchbrach die Klappe und konnte entkommen“, berichtet Peter Stirken von der Metzgerei, die — wie der 89-Jährige erzählt — nach wie vor selbst schlachtet. Mittlerweile führt sein Schwiegersohn den Betrieb. Metzger, Mitarbeiter und schnell aus Hemmerden herbeigerufene Bekannte gingen dann in dem sonst ruhigen Wohngebiet gemeinsam auf Kuh-Jagd.
Auch die Polizei wurde alarmiert. „Um 11.08 Uhr erhielten wir die Information, dass ein Rindvieh entlaufen ist“, erklärt Polizeisprecherin Daniela Dässel. Das Tier war mittlerweile von der Grabenstraße durch einen anderen Garten auf das Grundstück von Sebastian Esser an der Von-Immelhausen-Straße gelangt. Mit vereinten Kräften konnte der Ausbrecher wieder eingefangen werden. Der Viehhänger wurde, wie Esser berichtet, vor dem Haus aufgestellt. Mehrere Gitter wurden so postiert, dass die Kuh wieder in den Wagen getrieben werden konnte. „Sie ist schließlich wieder fix in den Hänger gelaufen“, sagt Esser.
Die Flucht der Kuh war damit nach mehr als einer halben Stunde zu Ende — bevor viele Kinder aus der Schule nach Hause kamen und dem nervösen Tier hätten begegnen können.
Sebastian Esser hat im Garten neben dem durchbrochenen Zaun lediglich „eine beschädigte Solarlampe“ zu beklagen, mehr Schäden habe die Kuh bei ihm zum Glück nicht angerichtet.
Weniger Glück hatte allerdings der Ausreißer. Er entkam seinem Schicksal trotz aller Anstrengungen nicht. „Das Tier ist mittlerweile im Himmel“, erklärte Peter Stirken gestern Nachmittag — und er ergänzt, dass ihm so etwas in seinen mittlerweile 50 Berufsjahren als Metzger noch nicht vorgekommen ist.