Gymnasiasten werfen Bäcker Rassismus vor
Wegen „hetzerischer“ Aussagen des Geschäftsführers wurde die Zusammenarbeit beendet.
Dormagen. Für Stefanie Börgeling ist der Fall klar: „Wir sind als Schule ohne Rassismus ausgezeichnet, da geht so etwas nicht“, sagt die Vorsitzende des Fördervereins des Leibniz-Gymnasiums. Sie wird die Zusammenarbeit mit der Bäckerei Meuser in Nievenheim beenden, die die Schulcafeteria täglich mit Brötchen und Teilchen beliefert. Grundlage ist ein Antrag aus der Schülerschaft an den Förderverein, wonach Bäckerei-Geschäftsführer Werner Meuser „offen Rassismus gegenüber anderen Kulturen zeigt“, so heißt es in dem Schreiben einer Schülerin an die Schülervertretung (SV). Die sieht es genauso und wirft Meuser „hetzerische Aussagen gegenüber Flüchtlingen“ vor, die auf Facebook öffentlich zu lesen sind, wie Jonas Porting, ehemaliger Schülersprecher des Gymnasiums und Mitglied der Schülervertretung, sagt.
Meuser zeigte sich „überrascht. Für diese Reaktion der Schüler habe ich kein Verständnis. Wir haben schließlich doch Meinungsfreiheit.“ Er widersprach Eindrücken, wonach er fremdenfeindlich sei: „Ich bin kein Rassist oder Nazi und nicht rechts.“ Er wies darauf hin, dass er „auch türkische Freunde habe. Aber ich bin gegen eine Islamisierung Deutschlands“.
Eine Neuntklässlerin hatte bei Facebook die Aussagen Meusers gesehen. Sie schrieb daraufhin an die SV: „Ich finde, da wir eine Schule ohne Rassismus sind, sollten wir uns deutlich gegen Rassisten oder Rassistinnen zeigen und nichts von ihnen kaufen.“ Auf Aufforderung durch die SV hat die Schülerin recherchiert und umfangreiche Unterlagen aus dem Internet zusammengetragen. „Die lagen uns dann vor, und wir haben im SV-Plenum mit rund 60 Schülern darüber diskutiert“, sagt Porting. Das Ergebnis war einhellige Zustimmung für den Antrag an den Förderverein als Betreiber der Cafeteria, die Geschäftsbeziehung mit der Bäckerei zu beenden.
„Es wäre eine Doppelmoral gewesen“, sagt Konstantin Kollenbroich, einer von drei aktuellen Schülersprechern, „wenn wir diese Lieferung von jemanden akzeptieren, der Positionen vertritt, die nicht zu unserer Schule passen.“
Eine Haltung, die auch Schulleiter Herbert Kremer teilt. In dem Recherchematerial hatte die Neuntklässlerin Belege zusammengetragen, die die ablehnende und, so die Meinung der Schüler-Vertreter, „hetzerische“ Haltung gegenüber Flüchtlingen deutlich zeigten.
Nach Angaben der Fördervereins-Vorsitzenden Stefanie Börgener liefert die Bäckerei seit Jahren zwischen 300 und 400 Brötchen und Teilchen. „Wir sind mit Qualität und Lieferung zufrieden. Die Aussagen, die ich von den Schülern vorgelegt bekam, haben mich verblüfft.“ Sie recherchierte selbst bei Facebook: „Ich verstehe den Standpunkt der Schüler.“
In den Osterferien will der Förderverein des Gymnasiums mit der Schülervertretung ein Schreiben an Meuser formulieren, in dem das Ende der Belieferung begründet werden soll. Auf ihre gewohnten Brötchen werden die Schüler nach den Ferien nicht verzichten müssen, es gibt bereits einen neuen Lieferanten.