Landwirtschaft in Dormagen: Saisonkräfte aus Rumänien oder Bulgarien?
Staatssekretärin aus dem NRW-Ministerium stellte sich Fragen der Bauern.
Dormagen. Wer glaubt, mit Landwirten könne man nur über das Wetter und die Qualität von Kartoffeln und Schweineschnitzel reden, irrt. Beim Besuch von Ursula Heinen, der Staatssekretärin im Landwirtschaftsministerium, auf dem Spargelhof Feiser ging es um Landes- und EU-Politik: Schlagwörter wie Energiepflanzenprämie, Flächenstilllegung, Milchquote, Agrardieselsteuer und Eckpunkteregelung wurden hin und her geworfen.
Auch wenn die von der CDU eingeladene Staatssekretärin das eine oder andere Lob der Bauern bekam, ging es in der Diskussion recht hitzig zu. So dankte Wolfgang Wappenschmidt, Mitglied des Kreistages für die CDU und Vorsitzender der Kreisbauernschaft Neuss-Mönchengladbach, Ursula Heinen für die Bemühungen des Ministeriums zum Thema landwirtschaftliche Unfall- und Sozialversicherung, "die ohne die Unterstützung des Bundes nicht existieren könnte". Er äußerte auch Wünsche und Kritik.
Einer der größten Beschwerdepunkte der Landwirte waren die gestiegenen Betriebskosten. "Im Januar waren wir noch euphorisch, dann explodierten die Preise für Düngemittel und Agrardiesel. Und sie werden vermutlich auf dem hohen Niveau bleiben", erklärt Wappenschmidt. "Wir sehen die Probleme", sagte die Staatssekretärin, schränkte aber ein, dass für Agrardiesel keine Sonderkonditionen möglich sei. "Wenn wir das in einer Branche machen, müssen wir das überall machen."
Ein weiteres Thema, das die Landwirte der Region besonders betrifft, ist die Eckpunkteregelung zu den Saisonarbeitern. So hatte das Arbeitsministerium den Vorstoß gewagt, die Erntehelferstellen zunächst mit deutschen Arbeitern besetzen zu wollen, bevor aus Polen und anderen osteuropäischen Staaten zusätzliche Kräfte angefordert werden. "Nur schlechte Erfahrungen" habe man damit gemacht. So seien die Deutschen oft entwöhnt von körperlicher Arbeit, unflexibel und unzuverlässig.
"Wenn aber die Ernte ansteht, muss man planen und kann nicht tagelang auf neue Kräfte warten", so Wappenschmidt. Die Abbrecherzahlen von 43 Prozent, die die Staatssekretärin nannte, bezeichnete der Kreislandwirt als geschönt, denn "als Durchhalter gilt jeder, der eine Woche dabeibleibt." Zudem erschwerten Sozialabgaben von 46 Prozent in Polen und eine begrenzte Aufenthaltsdauer die Rekrutierung von polnischen Kräften.
Ein möglicher Ausweg wäre eine Erntehelfer-Regelung mit Rumänien und Bulgarien. Die Staatssekretärin zeigte sich beeindruckt von seinen Ausführungen und versprach, "die Kollegen im Arbeitsministerium mit dieser Wirklichkeit zu konfrontieren."
Wenig sagen konnte sie allerdings zum Projekt, das rund um die Museumsinsel Hombroich geplant ist, und nach Meinung der anwesenden Landwirte wertvolles Ackerland für immer vernichte. Das Raumortlabor Hombroich soll auf 400 Hektar Wohnen, Produzieren und Arbeiten bieten - nach Ansicht der Bauern werde dadurch das beste Ackerland unwiederbringlich vernichtet. Doch Kreisdirektor Hans-Jürgen Petrauschke rief zur Geduld: "Ob und wann etwas gebaut wird, weiß keiner und wenn, dann passiert es zusammen mit der Landwirtschaft."