Grevenbroich: Aus Kulturstrolchen sollen Museumsgäste von morgen werden
Durch das Modellprojekt „Kulturstrolche“ werden Grundschulkinder frühzeitig an Kulturthemen herangeführt.
Grevenbroich. Mit einem gemeinsamen Projekt wollen die Stadt und die Katholische Grundschule Stadtmitte Jungen und Mädchen an Kultur-Angebote heranführen. Entwickelt wurde das Modellprojekt "Kulturstrolche" von der Stadt Münster.
Nach dreijähriger erfolgreicher Testphase hat das Kultursekretariat NRW in Gütersloh die Idee übernommen. Die Einrichtung unterstützt Grevenbroich und die übrigen sieben teilnehmenden Städte mit Fördermitteln. Inzwischen wurde das Projekt Kulturstrolche beim Wettbewerb "Land der Ideen" ausgezeichnet.
Auch der Grevenbroicher Kulturdezernent Michael Heesch, Vorstandsmitglied im Kultursekretariat, war von der Idee begeistert. Nicht anders ging es Schulleiterin Veronika Majehrke-Feldmann, die gestern mit Heesch und Bürgermeister Axel Prümm den Kooperationsvertrag unterschrieb.
Auf die 50 Schüler der Jahrgangsstufe 2 warten in den kommenden drei Jahren Besuche bei verschiedenen Kultureinrichtungen, darunter das Museum, die Bücherei und das Stadtarchiv. Auch eine Zusammenarbeit mit freien Künstlern wird derzeit diskutiert. So lernen die Kinder Kultursparten wie Tanz, Theater, Geschichte, Musik und Literatur kennen.
Pro Besuch bekommen die Kinder einen Aufkleber für ihren Kulturstrolche-Pass, zehn Stück davon werden sie am Ende der Grundschulzeit gesammelt haben. Die erste Station steht bereits fest. Im Oktober geht es ins Museum, wo im Rahmen einer Ausstellung zur Geschichte des Puppenspiels das Kölner Figurentheater gastiert.
Von den Marionetten-Profis erfahren die Sieben- bis Achtjährigen, wie Puppen hergestellt und bewegt werden, wie man ein Stück auf die Bühne bringt und vieles mehr. Natürlich gibt es auch eine Aufführung zum Anschauen.
Wie die neuen Eindrücke im Deutsch- oder Kunstunterricht umgesetzt werden, hängt ganz von den Interessen und Ideen der Jungen und Mädchen ab, sagt Veronika Majehrke-Feldmann: "Denkbar wäre es, Puppen und eine Bühne zu bauen und das gesehene Stück neu zu inszenieren." Das weitere Programm ist noch in Planung, so ist etwa ein Büchereibesuch zur Vorweihnachtszeit im Gespräch.
Für Schule wie Kulturverwaltung bedeutet das Experiment Kulturstrolche einen enormen Aufwand. Demgegenüber steht für Michael Heesch die Chance, Schulen und Kultureinrichtungen weiter zu vernetzen. Und er hofft, dass aus Kulturstrolchen Kulturbesucher von morgen werden.
Veronika Majehrke-Feldmann verspricht sich von dem Projekt darüber hinaus Impulse für die Persönlichkeitsbildung der Schüler: "Wer frühzeitig an Kultur herangeführt wird, entwickelt ein Gespür für Zwischentöne, lernt, differenziert Stellung zu nehmen und findet einen eigenen Ausdruck."