Neuss: Neun Knirpse in der Zwergenwelt

Im Willi-Graf-Haus an der Venloer Straße betreuen seit Anfang des Monats drei Tagesmütter neun Unter-Dreijährige.

Neuss. Ein rundes Tischlein steht im hinteren Teil des bunt gestalteten Raums. Darauf winzige Teller. Im Separée finden sich niedliche kleine Betten. Alles scheint, als seien hier die sieben Zwerge zu Hause. Tatsächlich aber sind es neun. Im Willi-Graf- Haus an der Venloer Straße wurde nun die Zwergenwelt offiziell eingeweiht.

Dort kümmern sich drei Tagesmütter seit Anfang des Monats unter einem Dach um insgesamt neun Unter-Dreijährige. "Das neue Kinderbildungsgesetz (Kibiz) hat es möglich gemacht, dass sich Tagesmütter zusammenschließen und Kleinkinder zusammen betreuen können", sagt Simon Herzhoff vom Bereich Kindertagesbetreuung des Jugendamtes. Das Jugendamt ist es auch, das die Miete bezahlt.

Bereits vor der Einführung des Kinderbildungsgesetzes hat die Stadt über ein solches Modell nachgedacht, das in Neuss das erste seiner Art ist. "Die Tagesmütter haben sich recht schnell gefunden", sagt Stadtjugendpflegerin Ann Christin Kaup. Eine davon ist Ellen Hoffmann.

"Der Vorteil hier ist, dass wir den Eltern mehr Flexibilität bieten können als eine Kindertagesstätte. Wir sind täglich von 6.45 bis 17 Uhr hier. Auch samstags können Eltern ihre Kinder nach Absprache bringen" sagt sie. Kollegin Miriam van Heese ergänzt: "Auch wenn mal eine von uns krank wird, wirft uns das nicht aus der Bahn, und der Betrieb kann normal weiterlaufen."

Tatsächlich gibt es in Neuss keinen sonstigen Kindergarten, der auch Samstagsbetrieb anbietet, sagt Jugendamtsleiter Achim Tilmes.

Die Tagesmütter werden übrigens für diesen Zweck ausgebildet. Tilmes: "Die sollen ähnliche Kompetenzen besitzen wie das Personal in Kitas."

Hoffmann, van Heese und Lethen legen viel Wert auf eine familiäre Situation in der Gruppe. Deswegen seien mehr als neun Kinder auch nicht sinnvoll, erklären sie. Zurzeit gibt es in Neuss 147 Kinder, die von 80 Tagesmüttern betreut werden. "Wir hätten aber gerne doppelt so viele", sagt Achim Tilmes.

Auch plant die Stadt, künftig einen zweiten Raum im Neusser Süden zu mieten, in dem Tagesmütter gemeinsam horten. Tilmes: "Es muss nur noch ein genauer Ort gefunden werden."