Lehrermangel im Rhein-Kreis Neuss: Eng, aber noch nicht dramatisch

In fast allen Schulformen sind Lehrer über den Bedarf hinaus verfügbar.

Rhein-Kreis Neuss. Lehrer gesucht! Die Situation an den Grundschulen im Rhein-Kreis Neuss ist eng und wird immer enger, sei aber noch nicht dramatisch. Das betont Annegret Schulte, die zuständige Schulamtsleiterin.

Derzeit werden allerdings verstärkt Lehrkräfte gesucht, die an Grundschulen einen befristeten Vertrag annehmen möchten. Sie werden zum Beispiel bei Vertretungen von Lehrerinnen im Mutterschutz oder bei längeren Krankheiten eingesetzt. Auch bei anderen unvorhersehbaren Ereignissen sollen diese Lehrkräfte einspringen.

Mit mindestens fünf, aber höchstens 28 Wochenstunden sollen sie möglichst wohnortnah eingesetzt werden. Wichtig ist der Schulamtsleiterin vor allem, dass es tatsächlich ausgebildete Lehrkräfte sind, die sich als Vertretungslehrer an den Grundschulen bewerben, denn es müssen mitunter Klassenlehrerfunktionen übernommen werden.

Oft sind es die Hauptfächer, die unterrichtet werden müssen, aber auch spezielle Qualifikationen wie Sport oder Englisch sind in Einzelfällen gefragt. Für die unbefristeten Verträge gebe es dagegen genügend Bewerbungen, aber bei den befristeten Verträgen sehe es recht schlecht aus, so Schulte. Einige Lehrer würden zunächst in den Vertretungspool aufgenommen, aus dem fehlendes Personal aufgefüllt werden könne. Nach zwei Jahren werden sie einer Schule fest zugewiesen.

"Es gibt sehr viele mehr junge Lehrerinnen, die an den Grundschulen arbeiten als noch vor einigen Jahren", sagt Annegret Schulte. Der Lehrer-Nachwuchs fehlt allerdings an vielen Stellen, obwohl sich diese Entwicklung schon vor Jahren abzeichnete.

Weil viele Planstellen unbesetzt blieben, wurden zum Beispiel in Bayern auch Förster und Landvermesser zum Schuldienst verpflichtet. In Hessen startete man in diesem Jahr eine große Kampagne, um mit einer höheren Besoldungsstufe Lehrer aus anderen Bundesländern anzuwerben.

Bereits vor fünf Jahren hatte die Kultusministerkonferenz in einer Studie vorgerechnet, dass bis 2015 die Hälfte der 800 000 deutschen Lehrer in den Ruhestand gehen wird.

Prognosen, wie viele Absolventen es bis dahin gebe, um die Stellen aufzufüllen, sind bis dato allerdings schwierig, weil sich die Studenten im Bachelor- und Masterstudium erst spät festlegen können, ob sie auf Lehramt studieren möchten. "Andere Experten gehen davon aus, dass sich im Grundschulbereich die nachkommenden Lehrer mit den Ruheständlern die Waage halten werden", hofft Schulte.

Insgesamt sieht es - sofern man sich die reinen Statistiken vorhält - auf den ersten Blick im Rhein-Kreis Neuss recht gut aus. In fast allen Schulformen seien mehr Lehrer verfügbar als Bedarf ist, erläutert Bezirksregierungs-Sprecher Bernd Hamacher.

Allerdings können nicht alle Lehrer mit ihrer Fächerkombination beliebig auf die Stundentafel verteilt werden, um alle benötigten Stunden abzudecken. "Deshalb braucht der Schuldirektor tatsächlich immer mehr Lehrer, als vom Bedarf berechnet wird", erklärt Hamacher. Für den Rhein-Kreis Neuss bedeute das: Der Unterricht ist so eben abgedeckt.