Material für EM-Ball kommt aus Dormagen
Die äußere Hülle des Spielgeräts wird komplett aus Covestro-Produkten gefertigt. Das Unternehmen arbeitet seit 1986 mit Adidas bei der Ballentwicklung zusammen.
Dormagen. Der spanische Torhüter Iker Casillas und der walisische Mittelfeldspieler Gareth Bale haben bei der in wenigen Wochen beginnenden Fußball-Europameisterschaft in Frankreich möglicherweise einen kleinen Vorteil. Die beiden Nationalspieler jedenfalls waren nach Angaben von Wendelin Hübner, Sprecher des Herstellers Adidas, frühzeitig als Tester in die Entwicklung des offiziellen Spielballs „Beau Jeu“ (übersetzt: „schönes Spiel“) eingebunden. Sie dürften sich mit der Kugel in den französischen Nationalfarben blau, weiß und rot somit bestens auskennen.
Über Spezialwissen zu dem Spielgerät verfügen aber auch Mitarbeiter des Kunststoffproduzenten Covestro (früher Bayer MaterialScience). „Die wichtigsten Rohstoffe kommen aus dem Betrieb für Polyurethan-Dispersionen in Dormagen“, sagt Covestro-Sprecher Frank Rothbarth.
Inklusive Techniker seien dort 160 Mitarbeiter beschäftigt. Bei den Dispersionen handelt es sich um flüssige Rohstoffe, die in Lacken und Klebstoffen zum Einsatz kommen, oder eben im Fußball in einer Textilbeschichtungsanwendung.
Covestro bzw. dessen Vorgängerunternehmen Bayer MaterialScience arbeitet seit dem Fußball-Weltmeisterschaftsjahr 1986 mit Adidas auf dem Gebiet der Ballentwicklung zusammen. „Entsprechend dem zeitlichen Abstand von zwei Jahren zwischen den großen Fußball-Meisterschaften gehe ich davon aus, dass wir wohl etwa 15 Fußbälle gemeinsam entwickelt haben“, rechnet Frank Rothbarth vor. „Die Rohstoffe für diese Bälle wurden immer in Dormagen hergestellt.“
Frank Rothbarth, Sprecher von Covestro, über die Zusammenarbeit mit Adidas
Kriterium für die Produktion sei es, dass ein Unternehmen Chemie und Technik zur Herstellung solcher Rohstoffe beherrschen müsse. Die äußere Hülle des EM-Balles wird komplett aus Covestro-Produkten gefertigt. Laut Rothbarth machen diese immerhin 90 Prozent des Gewichtes der Kugel aus.
Damit der Erfahrungsvorsprung von Iker Casillas und Gareth Bale bei der diesjährigen Fußball-Europameisterschaft nicht zu groß ist, hat Adidas allen 24 für den Wettbewerb qualifizierten Nationalmannschaften schon im Dezember jeweils 25 „Beau-Jeu“-Bälle (Foto: Covestro) geliefert. „Und jetzt haben wir 25 weitere Bälle an die Teams verschickt“, sagt Adidas-Sprecher Wendelin Hübner.
Covestro und Adidas mussten gemeinsam dafür sorgen, dass die vom Welt-Fußballverband Fifa vorgegebenen Standards bei den Bällen eingehalten werden. Im Forschungszentrum des Adidas-Hauptquartiers in Herzogenaurach wurden unzählige Test gemacht, unter anderem zum Flugverhalten und zur Wasseraufnahme (oder besser: zur Wasserabweislichkeit) des Spielgerätes. Dort gibt es auch einen Roboter, mit dem Schüsse simuliert werden können. „Manchmal wird 2000-mal ein und derselbe Schuss ausgeführt“, erzählt Hübner.