Musikschule in Dormagen steht vor Gebührenerhöhung
Ob der Rhein-Kreis Neuss die Schule übernimmt oder nicht: Es zeichnet sich ab, dass der Unterricht für Musiker teurer werden wird.
Dormagen. Eigentlich wollte Kulturdezernentin Tanja Gaspers nur einen kurzen Zwischenbericht über den Stand der Verhandlungen zwischen Stadt Dormagen und Rhein-Kreis Neuss zur Übernahme der Musikschule geben. Aber dann wollte Martin Pehe es genauer wissen. Der Grünen-Politiker fragte und fragte und fragte — mit dem Ergebnis, dass das ein oder andere interessante Detail ans Licht kam. Zum Beispiel, dass im Falle einer solchen Übernahme der Stadt 80 000 Euro Einnahmen fehlen würden. Das ist die Miete, die die Musikschule dem städtischen Eigenbetrieb für die Nutzung von Räumen zahlt. Der Rhein-Kreis zahlt in den Städten, wo er Chef der Musikschule ist, nach Angaben von Gaspers keine Miete. So oder so: Klar scheint, dass die Nutzer der städtischen Musikschule bald deutlich mehr für die Kurse zahlen müssen — entweder als Rhein-Kreis-Kunde oder in der jetzigen Struktur, weil die Stadt die Gebühren zum Teil deutlich erhöhen will.
Pehe äußerte außerdem Misstrauen, weil alle Gespräche hinter verschlossenen Türen stattfänden und fragte auch nach dem Mandat für solche Verhandlungen. Dies habe der Rat mit Blick auf eine Prüfung einer interkommunalen Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen gegeben, erwiderte die Beigeordnete. „Wir prüfen im Verwaltungsvorstand, ob es gute Ergebnisse für Dormagen sind und werden dann mit einer Vorlage den Kultur- und Hauptausschuss informieren.“
Die städtische Musikschule erwirtschaftet ein sattes Minus, dass im vergangenen Jahr bei etwa 642 000 Euro liegen könnte. Ziel der Stadt ist es ohnehin, bis 2019 dieses Defizit auf knapp über 500 000 Euro zu drücken. Jetzt liegt ein Angebot des Rhein-Kreises vor, dass im Falle einer „Fusion“ das städtische Minus auf deutlich unter 500 000 Euro sinken könnte, wie es heißt. Der Mietausgleich müsse allerdings dabei mitberechnet werden, erklärte Gaspers.
Im November 2015 war das Thema von der Tagesordnung genommen worden. Damals ging es um eine neue Satzung mit höheren Gebühren, die die bisherige aus dem Jahr 2010 ablösen soll. Erhoffter Mehrertrag: 50 000 Euro. Ein Beispiel: Instrumentalunterricht in einer Gruppe mit vier Schülern kostet heute für 60 Minuten 26 Euro pro Teilnehmer. Künftig sollen nur 50 Minuten unterrichtet werden, die dann 35 Euro kosten. „Die Preiserhöhungen im Gruppenunterricht von bis zu 74 Prozent sind vollkommen unverhältnismäßig“, kritisiert Pehe, der selbst Kontrabass spielt. Bei einer Übernahme würde ohnehin die Satzung des Rhein-Kreises gelten, wo bei diesem Beispiel 26 Euro für 50 Minuten zu zahlen sind. „Wir sind nicht grundsätzlich gegen eine Übernahme“, so Pehe. „Es muss gut und fair begründet werden, warum wir die Kontrolle über die Musikschule abgeben sollen.“ Sehr schwer tut er sich mit dem neuen Passus, wonach „ein Kind bei mangelnder Begabung rausfliegen kann“.