Namensverlesung in Neuss Neuss gedenkt der Holocaust-Opfer

Neuss · Vor dem Rathaus wurden die Namen der 204 verschleppten Mitbürger verlesen.

„Nur wer vergessen wird, der ist auch vergessen“, sagte Bert Römgens von der Jüdischen Gemeinde.

Foto: Andreas Woitschützke

(-nau) In Israel heulten am Dienstag die Sirenen und das öffentliche Leben stand für einige Minuten still. Grund für dafür war der Gedenktag Jom Hashoa, an dem weltweit der Opfer des Holocaust gedacht wurde. Auch in Neuss wurde vor dem Rathaus in einer einstündigen Zeremonie an die 204 Mitbürger erinnert, die in der Zeit des Nationalsozialismus entwürdigt, verschleppt und ermordert wurden. „Nur wer vergessen wird, der ist auch vergessen“, erklärt Bert Römgens von der Jüdischen Gemeinde, warum dazu die Namen aller Opfer laut verlesen wurden. Zu dieser Gedenkstunde hatten zum neunten Mal die Jüdische Gemeinde Düsseldorf/Neuss, die Stadt und die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit eingeladen. 18 Menschen aus der Stadtgesellschaft übernahmen den Ehrendienst, die Namen der Opfer in Erinnerung zu bringen. Unter ihnen waren mit Carolin Lutzka und Sonja Ernemann zwei Schülerinnen, die vor einigen Monaten am ersten Schüleraustausch mit der designierten Partnerstadt Herzliya in Israel teilgenommen hatten. Über ihr Mitwirken freute sich Bert Römgens ganz besonders, wie er betonte. „Die Anwesenheit und Unterstützung von Schülerinnen und Schülern aus Neuss gibt mir Hoffnung“, sagte er, denn diese Generation habe die Aufgabe, „unsere Geschichte nicht zu vergessen, gegen das Vergessen zu arbeiten – und dafür Sorge zu tragen, dass Antisemitismus und Rassismus nie wieder vorkommen darf.“

Römgens und Bürgermeister Reiner Breuer, der ebenfalls den Holocaustopfern eine Stimme gab, eint die Überzeugung, dass der Einsatz für jüdisches Leben keine theoretische Frage, sondern eine konkrete Herausforderung ist. Der stellt sich auch die Stadt, wie Breuer vor kurzem in einem Interview unterstrich, das er Zeev Reichard für die Medien der Jüdischen Gemeinde gab. Darin zeigte er auch die Anstrengungen auf, die zur Anbahnung einer Städtepartnerschaft mit Herzliya unternommen wurden, und unterstrich deren Bedeutung. Offiziell besiegelt wird diese am Israel-Tag im Mai – öffentlich auf einer Bühne.