Neuss: Jecker Frohsinn im Wilden Westen

Nüsser Ovend: Die Mischung bei der 80. Auflage der BKG-Veranstaltung in der Stadthalle stimmte.

Neuss. Altweiber rückt näher, die Stimmung unter den Neusser Narren steigt. Mit dem traditionellen Nüsser Ovend in der Stadthalle setzten die Jecken am Samstagabend zum großen Endspurt an. Blendend amüsierten sich die Gäste, die sich getreu dem Motto "Spell mech dat Leed vom Ovend" überwiegend als Cowgirl, Mexikaner oder Häuptling in Schale geworfen hatten.

Die Mitglieder der Heimat- und Brauchtumsgruppe der Heimatfreunde (BKG) saßen auf der Bühne als Indianer und Sheriff (Jörg Geerlings) vor einem aufwändig gestalteten Saloon. Carsten Dorweiler und Herbert Walther ließen sich vom Motto Wilder Westen eindrucksvoll inspirieren.

Dass an diesem Abend die närrische Dramaturgie stimmte, war in erster Linie Markus von Werden zu verdanken, der als Literat der BKG erstmals das Programm zusammenstellte.

Mit einem guten Einstieg ist viel gewonnen. Und so schickte von Werden mit den Altreuchern aus Dormagen zunächst einmal bewährte Kräfte ins Rennen. Für Schunkel-Stimmung war damit schnell gesorgt.

Eine überzeugende Leistung bot Christoph Kleinau, der zum dritten Mal als Prologius auftrat, wobei es ihm die Neusser Politik in diesem Jahr auch leicht machte. Genüsslich zog er den Treppensturz des Bürgermeisters, die Zinsspekulationen der Stadt oder die abgespeckten Pläne für Einkaufscenter und Rennbahn durch den Kakao: "Ich formulier mal mild: Von unserer Rennbahn bleibt am End’ ein Straßenschild."

Ausgelassene Narren-Stimmung kam wieder mit dem Auftritt der Fantastic Fanfares von der Furth auf, die mit Hits der Bläck Fööss und von Udo Jürgens für die erste Polonaise des Abends sorgten.

Ein komödiantisches Highlight folgte mit Hobbykarnevalistin Sabine Leuker alias "Babsi aus dem Sonnenstudio", die mit Jeans-Mini, blonder Perücke und großer Klappe die Jecken im Saal begeisterte. "Die Bauarbeiten im Hauptstraßenzug, was soll das sein? Garzweiler IV? - Wenn mein Freund ein Rohr verlegt, sieht das ganz anders aus", setzte die 36-jährige Stimmungskanone und Mutter von drei Kindern noch eins drauf.

Mit ihrer Show aus Musik und Büttenrede passen die Düssel-Disharmoniker in jede Sitzung - wobei sich die Düsseldorfer in Neuss auf der anderen Rheinseite dann doch verkniffen, ihren Hit "Da schwimmt ne’ Kölner" zu singen. Als Kölner glänzte nach Mitternacht Peter Horn mit den Düxer Clowns. Der ehemalige Lead-Sänger der Höhner ist kein Unbekannter beim Nüsser Ovend.

Fazit: Die Stimmungskurve beim Nüsser Ovend geht nach oben. Das Heimatlied beendete einen soliden Abend, ein weiterer Knaller oder ein Auftritt mit Biss wäre aber noch schön gewesen.