Neuss: Neuer Tomograph soll Grünen Star frühzeitig erkennen

Im Augenzentrum des Lukas-Krankenhauses wurde für 80 000 Euro ein OCT-Gerät angeschafft.

Neuss. Routiniert navigiert Augenarzt Detlef Holzwig den kleinem Joystick, um die Schärfe des Mikroskops einzustellen. Die Patientin sitzt ihm gegenüber. Das Kinn aufgestützt, fixiert sie ein blaues Licht im Gerät. Unbemerkt wird ihr Auge gescannt - kein blendendes Licht, kein Luftzug lässt sie zusammenzucken. Nur ein leises Brummen ist zu hören. Ein Mausklick, und Detlef Holzwig kann auf einem Monitor die Netzhaut in ihren zehn Schichten betrachten.

Nicht nur das: Mit einem weiteren Mausklick flimmern auch Hornhaut, Kammerwinkel und Sehnerven der Patientin vielfach vergrößert über den Bildschirm. Das OCT-Gerät (optischer Kohärenztomograph), das dies möglich macht, ist vor einigen Wochen im Augenzentrum des Lukas-Krankenhauses in Betrieb genommen worden. Die Besonderheit: Es kann sowohl den vorderen als auch den hinteren Teil des Auges abbilden. Von diesem Apparat seien nicht viele auf dem Markt, so Holzwig.

"Anders als bei den anderen Geräten, die das Auge von oben abbilden, kann das neue OCT das Auge in all seinen Schichten im Querschnitt zeigen", erklärt Kollege Dr.Volker Biermann. Damit können Schädigungen frühzeitig erkannt und Krankheiten im Anfangsstadium therapiert werden. Diese Möglichkeiten lässt sich die Praxis einiges kosten. 80 000 Euro hat die Anschaffung des hochmodernen Apparates gekostet.

Zu den häufigsten Erkrankungen der Netzhaut gehört die altersbedingte Verkalkung und die Durchblutungsstörung bei Diabetikern. "Und auch ein Glaukom, der Grüne Star, kann durch die Messung der Netzhautdicke frühzeitig erkannt werden", sagt Holzwig. Eine Abnahme der Netzhautdicke sei ein frühes Zeichen des Glaukoms.

"Da Patienten das Glaukom über Jahre nicht spüren, weder durch Schmerzen noch durch eine verminderte Sehkraft, ist eine Vorsorgeuntersuchung die einzige Möglichkeit, es zu erkennen", sagt Holzwig. Doch auch für Verlaufskontrollen während der Therapie und für Untersuchungen vor operativen Eingriffen wird das OCT eingesetzt.

Holzwig schätzt, dass künftig etwa zehn Patienten am Tag die Behandlung durch das OCT in Anspruch nehmen werden - obwohl die gesetzliche Krankenkasse die Kosten nicht übernimmt. "Das Bewusstsein der Patienten für Vorbeuge-Untersuchungen ist gestiegen", sagt er.

105 Euro fallen pro Behandlung an. Holzwig: "Anderenfalls müssen Patienten die Untersuchungen von Netzhaut, Hornhaut und Sehnerv einzeln bezahlen." Bei der Untersuchung mit dem OCT gebe es den "Komplettpreis".