Neuss: Protest - Für ein besseres Bildungssystem

Auch Schüler und Studenten aus Neuss machen ihrem Ärger Luft.

Neuss. Sie wollen ein besseres Bildungssystem. Am Mittwoch gingen allein in Nordrhein-Westfalen 50 000 Schüler und Studenten dafür auf die Straße. Auch in Neuss bleibt der Bildungsstreik nicht ungehört.

Stefan Jaax hat dieses Jahr Abitur am Quirinus-Gymnasium gemacht. Heute bekommt der 19-Jährige sein Zeugnis überreicht. Im Gegensatz zu vielen seiner Mitschüler hat er am Zentralabitur wenig auszusetzen.

"Wegen der größerern Vergleichbarkeit zwischen den einzelnen Schulen ist dieses Konzept eigentlich unerlässlich", sagt er. Lediglich in der Umsetzung hapere es noch.

Was den Neusser, der bald in Aachen Informatik studieren möchte, jedoch stört, sind die Kopfnoten. "Eine der Kopfnoten heißt zum Beispiel ,Leistungsbereitschaft’. Aber gerade die ist es doch, die in die normale Note für das jeweilige Fach einfließt."

Das sieht Jascha Huschauer ähnlich. Der 18-Jährige ist Schüler am Nelly-Sachs-Gymnasium und wird sich am Freitag an der Demonstration in Düsseldorf beteiligen.

"Kopfnoten sind ungerecht. Dabei werden oft diejenigen bevorteilt, die dem Lehrer nach dem Mund reden. Leider bekommen nicht die mündigen Schüler die guten Kopfnoten, sondern meist die unmündigen", sagt der Zwölftklässler.

Auch das Abitur nach acht Schuljahren hält Huschauer für eine schlechte Lösung. "Ich wundere mich immer wieder, wie viele Sechst- und Siebtklässler noch nach der siebten Stunde im Schulgebäude sind."

Grund dafür ist die Straffung der Unterrichtsmenge. Ein weiterer Nachteil liegt für ihn auf der Hand: "Wenn die sogenannten G8-Schüler das erste Abitur machen, werden gleich zwei Abschluss-Jahrgänge auf den Arbeitsmarkt geworfen."

Der Neusser Michael Ziege studiert in Aachen Mathematik und Physik. Als Lehramtsstudent bleibt er mit dem angestrebten Staatsexamen vor den Studiengängen Bachelor und Master verschont - und ist eigentlich auch froh darüber.

"Das Problem liegt darin, dass durch diese Studiengänge das Studium stark verschult wird. Die Möglichkeit der Studenten, sich individuellen Forschungs-Schwerpunkten zu widmen, geht dadurch stark verloren, da schon vorgegeben ist, welche Kurse zu besuchen sind."