Neuss/Sandbahn Grand-Prix: Das letzte Rennen in Neuss ?

Morgen sind beim Top-Rennen zehn Spitzenpferde am Start.

Neuss. Es wird der Höhepunkt und der Abschluss der Saison, wenn morgen zehn Pferde im Rennen um den Sandbahn Grand Prix antreten. Die besten deutschen Sandbahnspezialisten werden mit ihren Trainern, Besitzern und Jockeys nach Neuss anreisen, hoffentlich zahlreiche Zuschauer können dann die letzten Rennen der Wintersaison auf der Traditionsbahn am Hessentor sehen.

Und danach? Noch gibt es keine Renntermine für die Wintersaison 2007/08. Bernd Koenemann, Geschäftsführer des Neusser Reiter- und Rennvereins, bestätigt, man habe dem Dachverband "unter Vorbehalt" keine Termine angezeigt. Nach 132 Jahren ist die Zukunft des Rennsports in Neuss völlig offen.

Der "Vorbehalt" betrifft die Ratsentscheidung, die für den 23. März geplant ist. Nach vier Jahren Vorarbeit haben die Stadtverordneten zu beschließen, ob und wie das fast 40 Hektar große Rennbahngelände entwickelt werden soll. Die Stadt will, so der ursprüngliche Plan "Galopp sucht mehr", dem Entwickler HBM Grundstücke an der Rennbahn zu einem symbolischen Preis überlassen, HBM vermarktet die Flächen, vom Erlös ließe sich in die Infrastruktur der Rennbahn investieren, aber auch das Gelände selbst öffnen. Der Trainingsbetrieb wäre durch einen untertunnelten Zugang zum Innenraum gesichert.

Dass die ganze Angelegenheit nicht kostenneutral für die Stadt umgesetzt werden kann, schien den meisten Beteiligten klar. Jetzt aber machen neue Zahlen die Runde, nach denen die Zahlungen für die Stadt als Besitzerin des Geländes von knapp 4 auf mindestens 15 Millionen Euro steigen würden. Das wäre die "große Lösung" samt der vom Entwickler favorisierten Multifunktionshalle. Für die aber gibt es offenkundig keine Mehrheit mehr.

Wie eine "kleine Lösung" aussehen könnte, ist noch nicht bis ins Letzte durchdacht. Bleibt die Wetthalle? Wird alles andere abgerissen und ein Neubau geplant? Bleibt das Restaurant erst einmal stehen, wird es in einen Neubau integriert?

Ob am 23. März tatsächlich entschieden wird, ist fraglich. Bernd Koenemann, der in seiner Doppelrolle als Rennvereins-Geschäftsführer und CDU-Fraktionsvorsitzender in dieser Frage nur als Renn-Mann agiert, stellt jedenfalls nüchtern fest: "Falls der Rat sich jetzt wieder vertagt oder weitere Wischi-waschi-Prüfaufträge erteilt, dann sage ich aus meiner Sicht: Wir verabschieden uns."

Was Koenemann und Vereins-Präsident Jan Vogel schon im Herbst im WZ-Gespräch andeuteten, ist jetzt in greifbare Nähe gerückt: Der Fortbestand des Betriebs ist nicht gesichert. Damit wäre der neben der kleinen Bahn in Dortmund einzige Rennbetrieb im Winter in Frage gestellt. Und die Stadt verlöre nach 132 Jahren ein markantes Aushängeschild. Dem Rennverein selbst fehlt das Geld, in die Anlage zu investieren. Dass das aber dringend nötig ist, erkennt jeder Besucher auf den ersten Blick.

Koenemann jedenfalls setzt darauf, dass der Rat "eine vernünftige Entscheidung treffen wird". Tue er das nicht, müsse der Rennverein "die Größe haben, einen Beschluss fassen, die dem Rat die Entscheidung abnimmt - mit allen Folgen." Denn zurücknehmen könne man den Ausstieg aus dem Rennbetrieb kaum.

Zunächst aber erwarten die Pferdefreunde morgen zehn Rennen. Das siebte Rennen ist der über 1900 Meter ausgetragene Sandbahn Grand-Prix. In dem Preis von Jägersro (1500 m) gibt es übrigens ein Wiedersehen mit dem 13-jährigen "Up and Away": Der Vollblüter hat in seiner Laufbahn bei 81 Starts bereits eine Gewinnsumme von fast 414 000 Euro erzielt. Erster Start ist um 14 Uhr, der Eintritt ist frei.