Neuss: Umwelt - Strom vom Schuldach ins Netz

In Neuss gibt es bald auch eine Bürger-Solaranlage. Ab Samstag werden Anteile verkauft.

Neuss. Bürgersolaranlagen - was in einigen Städten im Rhein-Kreis schon länger ein gängiges Modell ist, stand in Neuss bisher noch nicht auf der Tagesordnung. Doch nun soll die erste kommen. Dazu lädt das Forum Umwelt heute zur Info-Veranstaltung.

"Im März haben wir gemerkt, Neuss hinkt hinterher", sagt Heinrich Ackermann vom Forum Umwelt der Agenda 21, das die Planung und Organisation der Bürger-Solaranlage übernommen hat. Dann ging alles relativ schnell. Anfang Mai wurde im Rat ein Antrag der Grünen angenommen. Der sieht eine Prüfung möglicher Flächen für die Errichtung einer Solaranlage vor. Das Forum Umwelt ist im Gespräch mit Stadtverwaltung und Gebäudemanagement. "Wir wollen dieses Jahr noch fertig werden", sagt Ingeborg Arndt, Vorsitzende des BUND Neuss-Kaarst.

Um erfolgreich eine Bürgersolaranlage zu betreiben, braucht es vor allem zwei Dinge: Geld, mit dem sie finanziert wird, und ein Dach, auf dem sie stehen kann. Die Bürger kaufen Anteile in einer Höhe von mindestens 1000 Euro, und gründen dann eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR). Diese schließt dann mit der Stadt einen Gestattungsvertrag für die Nutzung eines Daches ab. Laufzeit in der Regel: 20 Jahre.

In Neuss ist eine Photovoltaik-Anlage von 30 Kilowatt-Peak (kWp = Leistungsfähigkeit der Anlage) geplant. Mit einer 1 kWp-Anlage (entspricht neun bis zehn Quadratmeter Fläche) können etwa 700 bis 900 kWh Strom pro Jahr erzeugt werden. Als Standort ist im Moment die Maximilian-Kolbe-Schule im Gespräch. Etwa 132000 Euro wird die Anlage kosten, es können also 132 Anteile verkauft werden.

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) verpflichtet den Stromanbieter, in Neuss RWE, dazu, den von der Bürgersolaranlage produzierten Strom, ins Netz einzuspeisen und dafür einen gesetzlich geregelten Mindestpreis zu zahlen. So sollen regenerative Energien gefördert und ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden.

Neben dem Klimaschutz gibt es für Bürger-Solaranlagen zwei weitere Gründe. Zum einen die Gewinne, die die GbR durch die Einspeisung in das Stromnetz erzielt. Nach Abzug der Betriebskosten wird der Überschuss an die Gesellschafter ausgezahlt. "Es gibt eine Rendite von mindestens drei Prozent, wir erwarten in Neuss sogar sechs", sagt Arndt.

Ackermann sieht vor allem die Chance darin, aus den Anlagen etwas zu lernen: "Zum einen sollte Deutschland als Exportland bei der Technologie dabei bleiben. Zum anderen wird das Interesse bei Schülern für technische Berufe geweckt." Daher ist er für das Konzept der Bürgersolar-Anlagen auf Schuldächern. "Eine flächendeckende Förderung von Photovoltaik-Anlagen ist aber nicht sinnvoll."

Der Stromkonzern RWE steht Solaranlagen skeptisch gegenüber. Grundsätzlich ist man zwar für diese Technik. Da Deutschland aber kein klassisches "Sonnenland" sei, setze man lieber auf Wasserkraft, Wind und Biomasse. "Diese werden mit konventionellen Energieträgern wirtschaftlich konkurrieren können bzw. tun dieses bereits", sagt ein Sprecher von RWE.