Politiker für Fällung des Tour-Baums

Wegen der Tour de France, die im Sommer auch durch Kaarst rollt, soll ein Ahorn weichen. Jetzt haben Politiker der Forderung stattgegeben und den Weg frei gemacht.

Foto: Kühl

Kaarst. Der Bau- und Umweltausschuss (Buna) hatte sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Aber nach Abwägung aller Fakten gab es dann eine deutliche Mehrheit für die Fällung des Bergahorns am Rathausplatz in Büttgen. Die Entfernung dieses Baumes samt des dazugehörenden Hochbeets hatte das Organisationskomitee der Tour de France gefordert. Es gibt aber noch weitere Gründe, von dem Baum Abschied zu nehmen.

Hermann-Josef Köbis, Grüne

„Das Ding hat ’ne Macke“, brachte es Buna-Vorsitzender Josef Karis auf den Punkt. Jürgen Kutscheidt als Baumsachverständiger kommt in seiner gutachterlichen Stellungnahme zu dem Ergebnis: „Der Baum ist krank bis absterbend.“ Er geht davon aus, dass der Bergahorn rund 50 Jahre alt ist. „Er ist extrem magerernährt“, so der Gutachter. Der Baum sei wie in einem zu kleinen Blumentopf eingepfercht, habe keine Möglichkeiten, an genügend Nährstoffe zu kommen. Unter besseren Bedingungen wäre ein 50 Jahre alter Bergahorn doppelt so hoch, der Stammumfang doppelt so groß. Was Hermann-Josef Köbis (Die Grünen) interessierte: „Heißt das, dass da jetzt alle Bäume weg müssen?“ Die Technische Beigeordnete Sigrid Burkhard erklärte, dass mittelfristig eine komplette Umgestaltung dieses Bereichs zur Attraktivierung des Ortskerns von Büttgen vorgesehen sei — sie verwies auf die Vorstellung der entsprechenden Planungen im Planungsausschuss. Sabine Kühl (SPD) gestand: „Ich habe ein Problem mit der Entfernung.“ Es sei das falsche Signal für die Bürger, die Anträge zum Fällen von Bäumen stellten. Reiner Milde (CDU) kann sich Büttgen ohne diesen Baum vorstellen. „Er hatte nie wirklich eine Chance.“ Hermann-Josef Köbis machte deutlich, dass es auch ideologische Barrieren gab: „Was mich stört, ist, dass der Baum weg muss, weil die Tour de France kommt.“ Tiefbauamtsleiter Jan Opial wollte das so nicht stehen lassen: „Die Tour den France war nur ein Nebenaspekt.“ Mit der Umgestaltung solle im Frühjahr begonnen werden.

Die Front gegen die Fällung bröckelte, je mehr Fakten bekannt wurden: So werden für die Fällung keine Kosten auf die Stadt zukommen. Sponsoren ermöglichen, dass zwei neue Bäume angepflanzt werden können. Ganz in der Nähe, auf der anderen Straßenseite: „Wir haben im Eingangsbereich von der Novesiastraße kommend eine Fläche angepachtet“, erklärte Sigrid Burkhart. Baum-Experte Kutscheidt hatte sogar abgeklärt, ob eine Umsetzung des Baumes möglich wäre: „Das Unternehmen, das führend in diesem Bereich ist, hat aber abgelehnt, da die Chance, dass er am neuen Standort anwächst, gering ist“, erklärte Kutscheidt. Hinzu kämen zusätzliche enorme Kosten.

Für die Ersatzpflanzungen empfahl er unter anderem Eichen, Linden, Feldahorn, aber auch Kirsche oder Apfel. Franz-Josef Kallen, der sich dafür stark gemacht hatte, dass die Tour de France durch Büttgen führt, applaudierte nach der Entscheidung des Ausschusses, den Baum fällen zu lassen. Die fiel ohne Gegenstimme bei vier Enthaltungen.