Rennbahn: Jetzt die kleine Lösung?

Das Modell zur Entwicklung der Rennbahn durch HBM schneidet bei einer externen Überprüfung schlecht ab.

Neuss. Seit Jahren wird an den Plänen zur Entwicklung des Rennbahngeländes gearbeitet. Jetzt, kurz vor der für den 23. März geplanten entscheidenden Abstimmung im Stadtrat, steht der Bau der Multifunktionshalle auf der Kippe. Nach dem jetzt vorliegenden Prüfbericht eines Rechtsanwaltsbüros und einer Kostenüberprüfung durch die Verwaltung sieht es für das vom Entwickler HBM vorgelegte Modell sehr schlecht aus.

Der Plan: Die Stadt überlässt HBM Grundstücke am Rennbahngelände zur Vermarktung zum symbolischen Preis von einem Euro. Aus den Erlösen wird in das Rennbahngelände investiert, dazu zählt unter anderem eine neue Tribüne und eine Untertunnelung als Zugang zum Innenraum. HBM plant außerdem den Bau einer Multifunktionshalle auf dem Gelände. Die Stadt Neuss würde Gesellschafterin der künftigen Projektgesellschaft.

Die von der Stadt beauftragte Rechtsanwältin Ute Jasper dazu: "Die Verteilung der Risiken zwischen der Stadt Neuss . . . sowie der HBM entspricht weder den Interessen der Stadt noch der üblichen Vertragsstruktur vergleichbarer Projekte." Die Stadt trage das Insolvenzrisiko. Auch seien die Zuschüsse, die die Stadt über die Übertragung der Grundstücke hinaus leisten soll, bisher nicht sicher begrenzt. Generell sei eine Beteiligung der Stadt an einer solchen Projektgesellschaft unüblich.

Knackpunkt ist und bleibt die von der Stadt zu bauende Multifunktionshalle. Darauf weist Ute Jasper hin, das stellt auch die Verwaltung heraus. Sie hat die von HBM vorgelegten Kosten und Erlös-Erwartungen überprüft und kommt jetzt ebenfalls zu einem deutlichen Ergebnis. Nach Rechnung von HBM entstehen für den nicht kommerziellen Bereich Baukosten von 19,6 Millionen Euro, aus den Grundstücksverkäufen ließen sich knapp 16 Millionen Euro erzielen. Bleiben 3,7 Millionen Euro, die "anderweitig", sprich von der Stadt, zu finanzieren wären. Die Baukosten zu niedrig, die Erlöse zu hoch angesetzt: Zu diesem Ergebnis kommt die Verwaltung. Andere Kriterien wie den Buchwertverlust für die Grundstücke (4,4 Millionen Euro) und Entschädigungszahlungen eingerechnet, kommt die Stadtverwaltung zu dem ernüchternden Schluss: "Soweit heute abschätzbar, ist der Fehlbetrag von 15,15 Millionen Euro die unterste Grenze." Wahrscheinlich sei aber, dass dieser Fehlbetrag noch steigen werde.

Die Firma HBM, die die Bewertungen gut zwei Wochen vor den Stadtverordneten erhielt, hat bereits reagiert: Man müsse bei der Verteilung der Risiken auch die Chancen betrachten, heißt es zu den Bewertungen der Rechtsanwältin. Die Stellungnahme der Verwaltung teile man "in keiner Weise". Nur die große Lösung (mit Halle) bewirke eine wirkliche Veränderung der derzeitigen Monostruktur: "Eine Investition nur in den derzeitigen Bestand ist ein Sterben auf Raten und bedeutet den Tod des Galopprennsportes in Neuss."