Neuss Altweiber: Von Weibern, Macht und Bier

Närrisches Treiben der Superlative: Auf dem Markt wurde ausgelassen gefeiert.

<strong>Neuss. Die ersten Backfische waren verputzt, Bier floss ohnehin schon durch die Kehlen, da wurde es um kurz vor 11 Uhr im Rathaus dann doch mal ernst. Rot-Weiß drängte sich im Bürgermeisterzimmer, einer nur hielt in Zivil aus. Tapfer lächelnd, ließ sich Herbert Napp in Ketten legen. "Können wir jetzt alles unterschreiben?" fragten die diversen Damen, und Napp konterte "Ihr könnt auch alles aus dem Fenster schmeißen." Der Schreibtisch aber war peinlich aufgeräumt, da blieb rein gar kein Aktenmaterial zum Vernichten.

Im Foyer gab’s noch ein Bier - und eine letzte Zigarette - zur Stärkung, bevor der Bürgermeister in Banden sich auf den schweren Weg bis zur Bühne auf dem Markt machte. "Warum führt der Patt den jetzt nicht ab?", fragte sich ein jecker Passant. Blöde Frage, der dürfte doch gestern auch entthront gewesen sein - oder?

In der Mehrzahl waren die ganz traditionellen Kostüme auf dem Marktplatz zu sehen: Indianer, Nonnen und Clowns tummelten sich in der Narrenschar.

Jenny Königs und Sandra Mellem hatten sich mit ihren Freundinnen als "Cowgirls" verkleidet - zum Karnevals-Hit "Cowboy und Indianer" schwangen sie eifrig die mitgebrachten Lassos. "Wir wärmen uns hier für den Abend auf. Dann geht es nämlich nach Düsseldorf in die Altstadt", erzählt Sandra Mellem.

Das schöne Wetter nutzen vor allem viele Jugendliche, die sich in der Innenstadt aufhielten und miteinander anstießen. "Alkoholleichen" unter den jungen Jecken blieben aber gestern zum Glück die Ausnahme.

Übrigens: Die Männer waren an diesem Morgen anscheinend gut beraten. Zwar wurde Napps Schlips gnadenlos gekürzt, aber nur wenige Herren trugen überhaupt eine Krawatte, so dass die ein oder andere Möhne leer ausging.