Neuss: Erste Hilfe für die Seele leisten

Wenn ein Mensch plötzlich stirbt, sind nicht nur Polizei und Rettungskräfte vor Ort. Seelsorger kümmern sich um die Angehörigen.

Neuss. Es passierte in der Nacht. Ihr Herz blieb einfach stehen. Die Frau war gerade Mitte 40. Zurück ließ sie zwei Kinder und einen Ehemann, der das Unglück nicht fassen kann. Der Notarzt, den er rief, eilte in acht Minuten zur Wohnung der Familie. Er konnte aber nichts mehr für die Frau tun. Inzwischen ist auch die Polizei vor Ort - und zwei Männer in gelben Jacken, die von den Rettungskräften informiert wurden. Sie begleiten den Mann ins Wohnzimmer und sitzen schweigend neben ihm.

"Erste Hilfe für die Seele" nennt Knut Decker das. Der evangelische Pastor koordiniert die Arbeit der Ökumenischen Notfallseelsorge im Rhein-Kreis Neuss. Etwa 130 Mal im Jahr erhält er einen Alarm. 23 Seelsorger aus den Kirchengemeinden und 22 Fahrer sind im Wechsel im Notfall erreichbar. 24 Stunden am Tag - und das ehrenamtlich.

Die Art der Einsätze ist unterschiedlich: In den vergangenen Wochen wurden Seelsorge-Teams unter anderem zum Gasalarm im Hammfeld, einem Wohnungsbrand sowie einem tödlichen Verkehrsunfall gerufen. Wie aber kann man einem Menschen helfen, der plötzlich einen geliebten Angehörigen verloren hat? "Es gibt Situationen, da gibt es keinen Trost", weiß Knut Decker. In der ersten Schockphase heiße es bloß: "Einfach da sein für die Person und ihr Raum für Gefühle geben." Das Wichtigste sei, dabei zu helfen, das Geschehene zu begreifen.

Während Rettungskräfte und Polizei die Wohnung längst verlassen haben, sind die Seelsorger noch da. "Wir sind diejenigen, die Zeit haben", so Decker; im Schnitt dauere ein Einsatz etwa drei Stunden. Er stellt klar: "Wir sind aber nur ein Akutdienst." Benötigten Menschen weiterführende Seelsorge, würden die kooperierenden Kirchengemeinden und das St. Alexius-Krankenhaus Ansprechpartner bieten.