Laut AOK-Gesundheitsbericht Negativrekord bei Krankenständen

Rhein-Kreis · Muskel-, Skelett- und psychische Erkrankungen haben laut AOK-Bericht im vergangenen Jahr stark zugenommen.

„Seit zwei Jahrzehnten haben wir im Rhein-Kreis Neuss nicht mehr so hohe Krankenstände registrieren müssen wie im vergangenen Jahr“, sagt Matthias Czarny vom Kölner Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF). Der Sportwissenschaftler untersucht seit vielen Jahren im Auftrag der AOK Rheinland/Hamburg die Gesundheit im Rhein-Kreis und vergleicht sie mit Daten des Rheinlandes. Zugrunde legt er die 55 000 AOK-Versicherten, die einer versicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehen. „Das sind 28 Prozent aller Beschäftigten, in der Stadt Neuss sogar über 30 Prozent. Unsere Untersuchung ist somit repräsentativ“, erklärt Marion Schröder, die AOK-Regionaldirektorin Niederrhein, zu dem auch neben dem Rhein-Kreis die Städte Krefeld und Mönchengladbach sowie der Kreis Viersen gehören.

Verdopplung im Vergleich zu 2021 bei Atemwegserkrankungen

Im Rhein-Kreis gab es 2022 mehr als 89 700 Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen. Das entspricht pro Krankem 1,6 Bescheinigungen und steht für über eine Million Ausfalltage. Die durchschnittliche Krankheitsdauer betrug 12,28 Tage. Die Gesundheitsquote, das heißt, Arbeitnehmer, die sich im vergangenen Jahr keinmal krank gemeldet haben, verzeichnete mit knapp 38 Prozent entsprechend einen Negativrekord. 2021 war die Quote um gut zehn Prozentpunkte höher. „Der Rhein-Kreis Neuss verzeichnete im Vergleich zum Rheinland gesamt schon immer einen überdurchschnittlich hohen Krankenstand“, stellt Matthias Czarny fest.

Mit 7,06 Prozent Krankenstand gesamt liegt der Rhein-Kreis in der unteren Hälfte. Düsseldorf und Köln haben deutlich weniger Krankenstände im Ranking. Nach Branchen aufgeschlüsselt haben sitzende Tätigkeiten wie in der öffentlichen Verwaltung einen eminent höheren Krankenstand. Auch verarbeitendes Gewerbe, Gesundheit und Sozialwesen liegen erheblich über dem Durchschnitt von 7,06 Prozent. Ein Blick auf die unterschiedlichen Erstdiagnosen zeigt einen Anstieg der Muskel- und Skeletterkrankungen sowie psychischer Probleme. Eine Verdopplung im Vergleich zu 2021 ist bei Atemwegserkrankungen zu verzeichnen. Dort spielen zweifellos die Auswirkungen der Corona-Pandemie eine Rolle.

Die derart Erkrankten fehlten durchschnittlich nur sieben Tage am Arbeitsplatz, die längsten Fehlzeiten hatten mit durchschnittlich 33 Kalendertagen psychisch Erkrankte. Ihnen folgen übrigens mit 29 Tagen die Auswirkungen von Arbeitsunfällen. „Prägend für den Rhein-Kreis Neuss werden wohl auch in diesem Jahr wieder Atemwegserkrankungen sein“, ist Marion Schröder fest überzeugt.