Corona im Rhein-Kreis Krisenstab noch nicht gebraucht
Rhein-Kreis. · Sechs Monate nach dem ersten Coronafall in Deutschland sehen sich Kreis und Stadt in ihrer Strategie bestätigt. Steigende Infektionszahlen beunruhigen einerseits, andererseits hält man die Lage in Neuss noch für relativ entspannt.
Der Krisenstab des Rhein-Kreises hat seine zu Beginn der Coronavirus-Krise täglichen Sitzungen (noch) nicht wieder eingeführt. Dessen Mitglieder seien aber im Standby-Modus, wie Kreissprecher Benjamin Josephs sagt. Heißt, er könne sehr kurzfristig wieder zusammengerufen werden, wenn neue Regelungen kurzfristig umgesetzt werden müssten – oder aber neue Strategien notwendig sind, um auf die wieder ansteigenden Zahlen an Infizierten zu reagieren. Und die gehen hoch: 39 mit Corona-Infizierte waren es kreisweit (Neuss 18) noch vor einer Woche, gestern dann schon 60 (Neuss 20, Dormagen 14, Grevenbroich zehn, Meerbusch sieben, Kaarst und Jüchen je vier, Korschenbroich einer).
„Die momentan steigenden Infektionszahlen sind beunruhigend“, sagt Landrat Hans-Jürgen Petrauschke und er betont: „Es gibt weiter eine permanente Ansteckungsgefahr.“ Dass die Zahlen im regionalen Vergleich im Rhein-Kreis moderat steigen, führt Petrauschke einerseits auf die Disziplin der Bürger zurück, andererseits aber auch auf das „konsequente Durchgreifen der kommunalen Familie“. Heißt: Regelmäßige Überprüfung der Quarantäne-Auflagen, Unterbrechung von Infektionsketten, um weitere Ansteckungen zu vermeiden.
Und auch der Neusser Ordnungsdezernent Holger Lachmann, zugleich Leiter des „Stabs für außergewöhnliche Ereignisse“, lobt die Disziplin der Neusser, wodurch die Lage in der Stadt Neuss relativ entspannt sei. „Es gilt jedoch weiterhin wachsam zu sein.
Seit rund zwei Wochen steigen die Infektionszahlen wieder, daher gilt es weiterhin die notwendigen Regeln wie das Abstandhalten, das Tragen von Masken und die Hygienemaßnahmen konzentriert zu verfolgen“, mahnt er.
Denn so wolle man verhindern, dass auch in Neuss Bilder entstünden, wie sie im Frühjahr aus Teilen Italiens, Spaniens, Frankreichs und Großbritanniens zu sehen waren. Sein Fazit: „Leider ist Corona noch nicht überstanden.“ Keine rechtlichen Möglichkeiten habe der Rhein-Kreis, Urlaubsrückkehrer aus Risikogebieten zu überprüfen. „Die sind zwar laut Corona-Einreiseverordnung verpflichtet, sich bei dem für sie zuständigen Gesundheitsamt zu melden, doch ob alle das auch wirklich tun, ist nicht nachzuprüfen“, sagt Kreissprecher Benjamin Josephs.
Wer es macht, kommt in eine 14-tägige Schutzmaßnahme. Gleicht einer Quarantäne, ist aber rechtlich gesehen keine. Der Unterschied: Bei einer Schutzmaßnahme gibt es keine Lohnfortzahlung. 176 Menschen aus dem Rhein-Kreis befinden sich aktuell in einer solchen, und auch bei denen melden sich Mitarbeiter des Gesundheitsamtes regelmäßig und fragen nach Symptomen.
Landrat beunruhigt
über steigende Infektionszahlen
Außerdem gebe es einen höheren Aufwand durch die Lockerungen beim Gesundheitsamt für die Mitarbeiter, die die Kontaktketten von Infizierten nachverfolgen müssen. „Es muss deutlich mehr nachermittelt werden als noch im Juni“, so Josephs. Nach wie vor in Betrieb sind beide Corona-Testcenter in Neuss und Grevenbroich sowie mobile Test-Teams, wobei deren Einsatz aktuell wöchentlich im einstelligen Bereich liegt. 9082 Tests wurden seit dem 11. März gemacht. Für das Testcenter in Neuss ist wohl eine neue Immobilie gefunden.
Wo, so Jospehs, sei noch nicht spruchreif. Die „Reaktivierung“ eines Behelfskrankenhauses auf dem Meerbuscher Böhler-Areal sei momentan kein Thema. Auch die Krankenhaus-Kapazitäten an Intensivbetten müssten nicht aufgestockt werden.