Siebtklässler setzen sich für ein Jugendparlament in Kaarst ein

Schüler des Albert-Einstein-Gymnasiums forderten im Stadtrat die Einrichtung einer Interessensvertretung für Jugendliche.

Kaarst. Jannis Wiertz, Anna Kantert und Hanna Pfeiffer haben all ihren Mut zusammengenommen und den Mund aufgemacht. Im Stadtrat — vor Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus, Politikern, Zuschauen und Medienvertretern — haben die drei Siebtklässler vom Albert-Einstein-Gymnasium (AEG) mit Unterstützung von Lehrer Daniel Thieltges mutig das Mikrofon ergriffen und für die Einrichtung eines Jugendparlaments in Kaarst Werbung gemacht. Ihre klare Botschaft: „Wir haben Interesse an Politik! Wir haben etwas zu sagen! Und deshalb wollen wir endlich mitreden!“

Ratsherr Josef Karis (FWG Kaarst) unterstützt diesen Vorstoß aus Überzeugung und mit Leidenschaft. „Ich bin als Kommunalpolitiker auf Einladung der Schule in die Klassen gegangen und habe mit den Schülern am AEG zwei Stunden lang intensiv über schwierige politische Themen wie die Flüchtlingskrise diskutiert“, sagt Karis: „Mein Eindruck ist: Das sind nicht nur unsere zukünftigen Wähler, das sind auch Anwärter für den Stadtrat. Die Qualität ist da. Die Ausrede vieler Kollegen, die Jugend interessiere sich nicht für Politik und das politische Ehrenamt, lasse ich nicht gelten.“

Die Diskussion um Jugendpartizipation ist alles andere als neu in Kaarst. Im März hat die Politik zuletzt einen Vorstoß zur Beteiligung von Jugendlichen an kommunalen Entscheidungsprozessen gewagt. Bereits im vergangenen Jahr wurde im Schulausschuss einstimmig ein Rederecht für Schülersprecher beschlossen, im Frühjahr dann verabschiedete der Jugendhilfeausschuss einen von allen Fraktionen gemeinsam formulierten Auftrag an die Stadtverwaltung: Sie sollte Informationen zur praktizierten Kinder- und Jugendpartizipation in anderen Städten einholen und entsprechende Vertreter einladen, die über Jugendparlamente, Jugendforen, themen- und projektorientierte Jugendarbeit sowie sonstige Formen der Teilhabe berichten.

Ein Jugendparlament ist ein beratendes Organ ähnlich dem Seniorenbeirat. Die Mitglieder werden für einen bestimmten Zeitraum gewählt und setzen sich für die Interessen der Jugendlichen ein. Das Jugendparlament beteiligt sich an jugendrelevanten Vorhaben der Stadt und macht Vorschläge an die politischen Gremien.

Eine Einführung steht in Kaarst seit sechs Jahren im Raum. Die Grünen hatten damals den Antrag im Jugendhilfeausschuss gestellt. Mittlerweile scheint die Politik desillusioniert. „Möglicherweise ist dies nicht das Richtige für Kaarst und ein offenes Forum vielleicht die bessere Idee“, sagte Antje Grüneberg im März für die Grünen-Fraktion. Auch die CDU bezweifelte, ob für ein Jugendparlament in Kaarst das Personal zusammenzubekommen sei. Themenbezogene Jugendforen erachte man als die bessere Form, hieß es. Diese hat es in der Vergangenheit bereits gegeben. Die Einrichtung einer Skateanlage und der Erhalt des Jugendzentrums „Die Insel“ sind damals unter anderem Themen gewesen. „Die Jugendforen waren erfolgreich, die Vorbereitungen aber auch sehr zeitintensiv“, sagte Stadtjugendpfleger Ralf Schilling im Ausschuss. Trotz gelungener Veranstaltungen sei die Resonanz aber immer weiter zurückgegangen.

Josef Karis glaubt trotzdem fest an eine Chance für ein Kaarster Jugendparlament. „Allein am AEG gibt es rund 200 Schüler, die Interesse haben“, schätzt er. „Und zur Not wird dann eben auch mal vor dem Ratssaal demonstriert.“