Auch Steuerfahnder ermitteln bei Stadtwerken

Der SWN-Aufsichtsrat diskutierte über mögliche Freistellung des Geschäftsführers Heinz Runde.

Neuss. Die Zukunft von Heinz Runde als Geschäftsführer der Stadtwerke Neuss ist ungewiss. Nach der Großrazzia durch 80 Ermittler in 20 Objekten hat der Aufsichtsrat der Stadtwerke am Donnerstagabend in einer eineinhalbstündigen Sondersitzung entschieden, sich arbeitsrechtlich beraten zu lassen. Das sagte Elisabeth Heyers, Vorsitzende des Kontrollgremiums, anschließend in einer Pressekonferenz. „Wenn das Gutachten vorliegt, werden wir in einer weiteren Aufsichtsratssitzung entscheiden, welche Konsequenzen zu ziehen sind — wenn welche zu ziehen sind.“

Heyers betonte, es gelte die Unschuldsvermutung. Runde nahm an der Aufsichtsratssitzung nicht teil. Wie zu erfahren war, wurde hinter verschlossenen Türen auch über eine mögliche Freistellung Rundes diskutiert. Möglicherweise wird es bereits in der kommenden Woche eine weitere Zusammenkunft des Aufsichtsrates geben. In der Diskussion wurde dem Vernehmen nach darauf gedrungen, denn arbeitsrechtliche Konsequenzen könnten nur innerhalb der nächsten 14 Tage gezogen werden.

In den Ermittlungen geht es nicht mehr nur um Untreue- und Korruptionsvorwürfe, sondern auch um den Verdacht auf Steuerhinterziehung bei den Stadtwerken. Das erklärte Rechtsanwalt Matthias Dann von der Kanzlei Wessing und Partner, den die SWN als Rechtsbeistand hinzugezogen haben.

Deshalb waren am Mittwoch nicht nur die Staatsanwaltschaft Wuppertal und das Landeskriminalamt in der SWN-Zentrale an der Moselstraße, sondern auch die Steuerfahndung Düsseldorf. Die Durchsuchung dort dauerte auch am Donnerstag noch an. Die Ermittler prüfen, ob Bewirtungen im Neusser Edelrestaurant Herzog von Burgund, Dienstreisen und die Nutzung des SWN-Saunabades „Wellneuss“ mit VIP-Tickets als Betriebsausgaben hätten deklariert werden dürfen. Falls nicht, droht eine Steuernachzahlung. Außerdem werden „vertragsfördernde Zahlungen an einen Förderverein“ untersucht, Sponsoringaktivitäten unter anderem beim Neusser Bürgerschützenfest sowie die Vorwürfe gegen Runde, er habe sich sein Haus umbauen lassen und dafür ein Bauunternehmen bei Auftragsvergaben der Stadtwerke bevorzugt.