Neusser entwickelt ein System zum Aufspüren von Minen
Der Physiker Jens Bongartz hat ein neues Spezial-Verfahren in Kambodscha getestet. Aus der Luft soll es die gefährlichen Landminen aufspüren.
Neuss. Jedes Jahr sterben in Kambodscha mehrere hundert Menschen, weil sie auf Landminen treten. Die Kampfmittel sind Relikte verschiedener Kriege, die den Staat zwischen Vietnam und Thailand gezeichnet haben. „Die Minen sind gerade in ländlichen Regionen ein großes Problem. Viele Menschen sind auf Land angewiesen, um sich selbst zu versorgen“, sagt der Neusser Physiker Jens Bongartz.
Er ist Professor am Remagener Standort der Fachhochschule Koblenz und hat gemeinsam mit seinen Kollegen ein Spezial-System entwickelt, mit dem er anhand von Pflanzen-Fotos aus der Luft erkennen kann, in welchen Gebieten sich gefährliche Minen im Boden befinden. Jens Bongartz ist damit in der Lage, den „Gesundheitszustand“ einer Pflanze zu untersuchen. „Wenn Minen in der Erde liegen, geben sie giftige Stoffe ab. Kommen Pflanzen mit denen in Berührung, macht sich das zum Beispiel an den Blättern bemerkbar“, sagt der Physiker.
Jede Pflanze wirkt für den Menschen grün. „Wir haben aber eine Spezial-Kamera, die deutlich feiner ist als das menschliche Auge. Das System ist so fein, dass es Aufnahmen in seine Grundfarben zerlegen kann. Außerdem ist es infrarotempfindlich. Wir können damit das von den Blättern reflektierte Sonnenlicht analysieren — und vom Sprengstoff belastete Böden lokalisieren“, erklärt Bongartz, der das System gemeinsam mit seinen Kollegen in einem Kooperations-Projekt mit der Fraunhofer-Forschungsgesellschaft entwickelt hat.
Jetzt war der 44-Jährige mit seinem Team nach Kambodscha gereist, um das Verfahren zu testen. „Wir haben dafür den Piloten Eddie Smith gewinnen können, der mit seinem Ultraleicht-Fluggerät und unserem Kamera-System über Minen-Gebiete geflogen ist. Außerdem hat uns der ehemalige Berufssoldat und Minenräumexperte Peter Willers begleitet“, berichtet Bongartz.
Er war über seinen Nachbarn Roland Debschütz und dessen Hilfsorganisation auf das Minen-Problem in dem asiatischen Staat aufmerksam geworden. „Dort wird normalerweise jeder Quadratmeter einzeln von Räumtrupps mit Detektoren abgesucht. Unser Ziel ist es, die Minen genauer zu lokalisieren und für die Trupps am Boden eine Planungsgrundlage zu schaffen, an der sie sich bei der Entschärfung orientieren können“, erklärt der Neusser.
Mehr als 40 Gigabyte Daten hat das Forschungs-Team bei insgesamt vier Kamera-Flügen, in denen ein Gebiet von jeweils 700 Hektar „gescannt“ wurde, aus Kambodscha mitgebracht. „Ermöglicht hat uns die Reise ein Preisgeld, das wir beim Ideenwettbewerb für unser Projekt erhalten haben“, erzählt Jens Bongartz. Wie es weitergeht? „Wir wollen unsere Daten mit denen der Räumtrupps in Kambodscha vergleichen und sie auch in Zukunft unterstützen.“