Asyl: Stadt folgt Wunsch der Bürger
Kaarst hat ein Gewerbeobjekt zur Flüchtlingsunterbringung angemietet. Dieses Vorgehen war gefordert worden.
Kaarst. Knapp 20 Bürger hatten den Weg ins Rathaus Büttgen gefunden, um sich die aktuellen Projekte zur Unterbringung von Flüchtlingen vorstellen zu lassen. Vielleicht lag es an dieser kleinen Runde, dass recht viele Fragen und Anregungen an Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus, den Beigeordneten für Soziales und Ordnungsangelegenheiten, Sebastian Semmler, sowie die Technische Beigeordnete, Sigrid Burkhart, gerichtet wurden — und zwar alles in sachlicher und ruhiger Atmosphäre.
Burkhart stellte zwei Projekte vor: An der Novesiastraße in Büttgen hat die Stadt Kaarst ein Gewerbeobjekt angemietet, das voraussichtlich ab März als Notunterkunft für Flüchtlinge genutzt werden kann. Zudem ist an der Hubertusstraße ein Wohngebäude für soziale Zwecke geplant, dessen Baubeginn im Frühjahr 2016 erwartet wird.
„Mit der Anmietung des Gewerbeobjekts an der Novesiastraße folgen wir den Stimmen aus der Bevölkerung“, sagte Semmler. „Die Forderung war, leerstehende Gewerbehallen, auf die der Zugriff möglich ist, anzumieten und für kleines Geld umzubauen.“
Derzeit erfolge dieser Umbau — „so schlicht wie möglich“, so Semmler. „Hier entstehen keine Wohnungen, sondern Plätze für Flüchtlinge“, erklärte Burkhart. Pro Bewohner schreiben die Vorschriften sechs Quadratmeter Platz vor. Zudem werde es eine Gemeinschaftsküche geben. Das Turmgebäude nebenan werde auch genutzt. Dort stehen vier Räume im ersten und zweiten Obergeschoss zur Verfügung, die bereits in Kürze mit etwa 20 Flüchtlingen belegt werden könnten.
„Bei den Unterbringungsmöglichkeiten in Büttgen haben wir Licht und Schatten“, sagte Semmler. Zum „Schatten“ zählt wohl die Anmietung sowie der Umbau dieses Gebäudes an der Novesiastraße, um kurzfristig auf die stetig steigenden Flüchtlingszahlen reagieren zu können. Ganz anders dagegen der geplante Bau an der Hubertusstraße.
In dem „Modellprojekt“ — so Burkhart — sind 18 kleine Wohneinheiten im sozial geförderten Wohnungsbau geplant. Die Wohnungen auf drei Etagen sind 47 bis 65 Quadratmeter groß. Förder- und Bauantrag liegen vor, die Bewilligung — 35 Prozent Bezuschussung sind zu erwarten — könnte Anfang des neuen Jahres erfolgen. „Die Hubertusstraße wird dann als Flüchtlingsunterkunft sicher nicht auffallen“, sagte Semmler.
Auf die Anregung eines Besuchers, ob es nicht zielorientierter sei, an der Hubertusstraße Flüchtlinge und Menschen, die bedürftig sind, gemeinsam unterzubringen, gab Semmler zu: „Das wäre sicher ideal zur Integration. Aber im Moment wissen wir nicht, wohin mit den Flüchtlingen.“ Die Stadt habe keinen Einfluss darauf, wer wann komme. Sie könne nur auf die Zuweisungen reagieren. Semmler sagte weiter: „Wir wissen derzeit nur, dass wir keine Entlastung haben werden.“
Nienhaus wagte den Ausblick, dass ein Umzug von Flüchtlingen aus Turnhallen an die Novesiastraße möglich sein könnte, konnte aber die Sorge einer Anwohnerin, ob auch Turnhallen in Büttgen als Flüchtlingsunterkünfte genutzt werden müssten, damit nicht nehmen. „Wenn wir eine Turnhalle in Büttgen brauchen, dann die an der Hubertusstraße. Das hängt davon ab, wie sich die Zahlen entwickeln.“