Politiker nehmen den Kampf gegen die Tauben neu auf

Die Koalition von CDU und Grünen will das vor Jahren erarbeitete Konzept zur Eindämmung der Population aus der Mottenkiste holen.

Foto: Berns/Archiv

Neuss. Die Kampfansage an die verwilderten Haus- und Rassetauben fiel zaghaft aus. Das Konzept „Stadttauben in Neuss“, das vor ziemlich genau fünf Jahren mit dem Ziel erarbeitet wurde, die Population deutlich zu verkleinern, verstaubt seitdem in irgendeiner Behördenschublade. Nun will die Koalition von CDU und Grünen, dass es hervorgekramt und aktualisiert wird. Denn wegen Taubendreck müssen sich die Stadtverordneten in ihren Wahlbezirken immer öfter Beschwerden anhören.

Das Problem wird an einem Punkt vielen Menschen besonders deutlich: an der Durchfahrt zur Further Straße am Hauptbahnhof. In die Bögen dieser eisernen Brückenkonstruktion soll 2016 die seit Jahren defekte Licht-Installation „Tor zur Nordstadt“ zurückkehren, für die das Tiefbaumanagement 75 000 Euro ausgeben soll. Doch was hilft diese Aufwertung, wenn drumherum alles im Dreck versinkt?

Im Rat will die Koalition am kommenden Freitag der Verwaltung den Auftrag erteilen, die Aufenthaltsqualität in der Durchfahrt und an der Bushaltestelle dort zu erhöhen und die Tauben von dort zu vergraulen. Dazu soll mit der Bahn AG in Verhandlungen eingetreten werden.

Losgelöst von diesem Punkt soll die Taubenzahl in der ganzen Innenstadt dezimiert werden. „Vergiften oder abschießen darf man die Tiere nicht, das ist verboten“, erklärt Umweltdezernent Matthias Welpmann. Weil es auch keine „Taubenpille“ gibt, bleibt aus Sicht der Verwaltung nur ein Weg: Taubenhäuser. Drei solcher Einrichtungen wären nötig, weil in der Stadt drei Taubenschwärme ansässig sind: am Hauptbahnhof, im Hafen (an den Ladeterminals und den Ölmühlen) und in Neuss-Süd. Dort könnte den Tieren ein solches Taubenhaus durch regelmäßige Fütterung als Nistplatz empfohlen werden. Hintergedanke: Die Eier der so sesshaft gemachten Vögel könnten durch Gipseier ausgetauscht, ein Bruterfolg so verhindert werden. Aber so weit war die Politik in Neuss schon einmal.

„Für diese Häuser müssten Betreuer eingesetzt werden, die die Gelege konsequent kontrollieren“, sagt Ingeborg Arndt, Stadtverordnete der Grünen. Genau deswegen sei die Umsetzung des Konzeptes „Stadttauben Neuss“ seinerzeit abgeblasen worden. Weil technische Lösungen zur Tauben-Vergrämung wie Netze oder Stäbchen, die auf möglichen Sitzflächen angebracht werden, nicht funktionieren und Fressfeinde wie der Wanderfalke das Problem alleine auch nicht in den Griff bekommen, ist sie fast dafür, jetzt auch Geld auszugeben. „Aus lauter Verzweiflung“, wie Arndt sagt.

Wo das Geld herkommt? Dazu hat die Koalition eine Idee. Es soll geprüft werden, ob ein Teil des Innenstadtstärkungsfonds dazu verwendet werden kann. Von den jährlich 300 000 Euro, die zur Verfügung stehen, wurden 200 000 Euro, die in diesem Jahr nicht abgerufen wurden, ins nächste Jahr überwiesen.