Spatenstich von Protest begleitet
Start der Bauarbeiten für den Supermarkt am Norfer Lessingplatz wurde von der Polizei abgeschirmt.
Norf. Das gab es so noch nie in Neuss: Polizei in Uniform und Zivil schirmte gestern die Feier zum ersten Spatenstich für den Supermarkt am Lessingplatz vor gut einem Dutzend Demonstranten ab. Deren Personalien wurden aufgenommen, die Polizei drohte sogar mit Platzverweis. Stören konnten die Demonstranten die Veranstaltung nicht. „Von den paar Hanseln lassen wir uns nicht verschrecken“, sagte Michael Klinkicht (Grüne), der als Vorsitzender des Bezirksausschusses begrüßte, dass es nun los geht.
In dem eingezäunten Baufeld zeigten sich alle gut gelaunt. Architekt Peter Rudawski, der das Thema Supermarkt schon seit zehn Jahren begleitet und den — im September 2012 — von der Politik gebilligten Entwurf jetzt umsetzt, zeigte sich überzeugt, das am Ende des jahrelangen Tauziehens nun etwas entsteht, „was von der Mehrheit gewünscht wird“. Mirco Strauch von der Firma Ten Brinke, die als Investor auftritt, freute sich über mehr Gäste als eingeladen und erwartet. Er kündigte die Fertigstellung des Marktes „mit einem tollen Sortiment, architektonisch gelungen und nach den neuesten Rewe-Standards geplant“ für das Frühjahr 2016 an.
Michael Klinkicht betonte, dass eine Mehrheit der Norfer den Markt, der als Frequenzbringer auch den Abwärtstrend des Nahversorgungszentrum Lessingplatz umkehren helfen soll, tatsächlich will. Sein Beleg: Die UWG, die als einzige Partei gegen den Supermarkt war, errang bei der Kommunalwahl im Vorjahr 1,67 Prozent, während die Grünen als Befürworter mit 17,3 Prozent ihr bestes Ergebnis holten. Strahlen konnte auch die CDU-Stadtverordnete Waltraud Beyen, die endlich alle Unterlagen zu diesem politischen Dauerbrenner wegräumen kann. Inklusive der Listen mit der Unterschrift von angeblich 2200 Supermarktgegnern, die die Bürger-Initiative „Pro Realschulwiese“ gesammelt hatte. Eine Liste, so Beyen, auf der auch Hamburger oder Wuppertaler stünden.
Diese Liste ist für die BI Ausdruck eines Bürgerwillens, der, wie ein Transparent der 14 Demonstranten glauben machen wollte, in Norf zu Grabe getragen worden sei. Die Bürgerinitiative hatte die Baugenehmigung für den Supermarkt beim Verwaltungsgericht per Eilantrag und am Ende erfolglos angefochten. Allerdings sind noch acht Klagen anhängig. BI-Sprecherin Gudula Hesse betonte gestern: „Wir rechnen uns Chancen aus, zu gewinnen.“ Das Verfahren sei nicht korrekt gelaufen, wiederholte sie den oft vorgebrachten Vorwurf und kündigte an, durch alle Instanzen zu gehen.
Bürgermeister Herbert Napp hat für diese Haltung wenig Verständnis. Es müsse akzeptiert werden, sagte er mit Trillerpfeifen-Begleitmusik der Gegner vor dem Bauzaun — „wenn etwas mit Mehrheit und rechtmäßig entschieden wurde“.