SPD will Eltern zur Gesamtschule befragen

Sozialdemokraten raten von einer Dependance-Lösung ab und streben eine Fünfzügigkeit an.

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Kaarst. Im Haupt-, Wirtschafts- und Finanzausschuss hatte die SPD-Fraktionsvorsitzende Anneli Palmen im Zusammenhang mit der Diskussion über einen möglichen Neubau der Gesamtschule Folgendes zu verstehen gegeben: „Das wird ein riesengroßes Projekt. Wir dürfen die Gesamtschule nicht durch politische Entscheidungen schwächen.“ Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht klar, was sie damit meinte. Jetzt luden die Kaarster Sozialdemokraten zu einer Informationsveranstaltung über die Zukunft der Gesamtschulen ein. Dort wurde Klartext gesprochen: Die SPD strebt eine Fünfzügigkeit an. Eine Elternbefragung soll dieser Forderung Nachdruck verleihen.

Die Info-Veranstaltung stand unter der Überschrift „Quo vadis Gesamtschule?“, was so viel bedeutet wie „Wohin gehst du, Gesamtschule?“. Die Kaarster Sozialdemokraten wünschen sich, dass die jetzt im vierten Jahr bestehende Schule fünfzügig wird, dass dem Elternwillen stärker als in der Vergangenheit entsprochen wird. Die Anmeldezahlen wären auf jeden Fall ausreichend.

Die SPD-Landtagsabgeordnete Renate Hendricks, sie ist zugleich schulpolitische Sprecherin, stichelte ein wenig: „Eigentlich ist es Aufgabe der Gemeinde, dem Elternwillen zu entsprechen.“ Eltern wollten ein möglichst langes, gemeinsames Lernen für ihre Kinder, möchten, dass alle Schulabschlüsse unter einem Dach erreicht werden können. „Die Gemeinde muss sich zu einer perspektivischen Entscheidung durchringen“, forderte Hendricks und gab wenig später eine klare Entscheidungshilfe: „Ich kann nur vor einer Dependance-Lösung abraten. Es ist schwer, dort eine Schulidentität zu schaffen. Das sollte man sein lassen.“ Korschenbroich hatte ja solch eine Dependance-Lösung angestoßen, aber auch Palmen erklärte: „Das sollte für uns kein Thema mehr sein.“

„Wir sollten den Elternwillen abfragen und vielleicht einen Gymnasiumsstandort und die Realschule in Frage stellen“, sagte Ulf Imiela, der lange für die SPD im Schulausschuss war. Die Kaarster Sozialdemokraten möchten aber den Eindruck vermeiden, der Bestand irgendeiner bestehenden weiterführenden Schule könne gefährdet sein: „Wir stellen gar keine Schule in Frage“, betonte die schulpolitische Sprecherin der Kaarster SPD-Fraktion, Hildegard Kuhlmeier. Aus ihrer Sicht könnten in Kaarst sowohl die beiden Gymnasien als auch die Realschule bei einer Fünfzügigkeit der Gesamtschule bestehen bleiben. Daniel Wienold, Leiter der Gesamtschule, weiß, was sie als Schulform so beliebt macht: „Sie lässt alle Möglichkeiten offen.“ Sein Credo: „Jeder Schüler soll den für ihn bestmöglichen Abschluss machen.“ Für Palmen ist die Fünfzügigkeit auch wichtig, um in der Oberstufe möglichst viele Leistungskurse anbieten zu können.

„Wir haben eine klare Vorgabe: 42 Schüler müssen den Wechsel in die Oberstufe schaffen“, erklärte Wienold. Und er hatte noch ein Argument parat: „40 Prozent der Schüler kommen ohne Empfehlung für das Gymnasium auf eine Gesamtschule. 70 Prozent von diesen Kindern schaffen an der Gesamtschule das Abitur.“