Sportler können Turnhallen wieder nutzen
Die zuletzt für Flüchtlinge genutzten Hallen Stakerseite und an der Halestraße in Kaarst sollen in Kürze wieder für den Sport freigegeben werden. Der genaue Termin steht noch nicht fest.
Kaarst/Grevenbroich. Die 250 Plätze in der zur Notunterkunft des Landes umgebauten Gewerbehalle an der Detlev-Karsten-Rohwedder-Straße verschaffen der Stadt Kaarst hinsichtlich der Unterbringung von Flüchtlingen etwas Luft. Immerhin so viel, dass die Verwaltung zwei der vier umfunktionierten Turnhallen wieder für den Sport freigeben will. Es handelt sich dabei um die vorsorglich vor Weihnachten eingerichtete Turnhalle an der Stakerseite sowie die Turnhalle an der Halestraße, die „zurückgebaut und gereinigt“ wird, wie Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus versichert.
Einen genauen Termin, an dem diese beiden Hallen wieder den Schulen und Vereinen zur Verfügung stehen, konnte die Verwaltungschefin im Gespräch noch nicht nennen. „Es wird aber relativ schnell der Fall sein“, macht sie Hoffnung.
Bei einem Treffen mit den Fraktionsspitzen informierte Nienhaus zudem über Pläne der Verwaltung, die voraussichtlich am 23. Januar bezugsfertige Notunterkunft an der Detlev-Karsten-Rohwedder-Straße zum 1. Juli zu übernehmen. Das Land Nordrhein-Westfalen hat sich bereits festgelegt, diese Einrichtung nur bis zum 30. Juni zu führen. „Danach müssen wir auch wieder mit Zuweisungen von Flüchtlingen rechnen“, erklärt Nienhaus, warum die Gewerbehalle in ihren Plänen eine wichtige Rolle spielt.
Ohne diese Notunterkunft müsse die Stadt möglicherweise wieder auf Turnhallen ausweichen, fasst die Bürgermeisterin ihre Befürchtungen in Worte. Denn: „Es ist nicht unser Ziel, den Sport weiter zu belasten. Viel Integrationsarbeit erfolgt gerade über den Sport.“ Die Plätze in der Notunterbringung könnten zudem „zwischengenutzt“ werden, um andere Unterkünfte währenddessen zu renovieren.
Für die SPD ist das Vorhaben der Verwaltung, die Landesunterkunft in Eigenregie weiterzuführen, „zunächst keine Option“, wie die Fraktionsvorsitzende Anneli Palmen auf Nachfrage sagte. Sie kritisiert fehlende Möglichkeiten zur Integration, „wenn 200 Menschen in einer Halle leben, in einem Gewerbegebiet, wo es nichts gibt.“
Zwar sehe auch die SPD, dass die Belegung der Turnhallen kein Dauerzustand sein könne, „aber wir erhalten in den nächsten zwei bis drei Monaten keine weiteren Zuweisungen, und im Jahr 2016 schaffen wir in Kaarst 500 Plätze“, argumentiert Palmen.
Die Stadt Grevenbroich wird derweil interessierten Bürgern am Montag die neue Flüchtlingsunterkunft vorstellen, die in dem ehemaligen Supermarkt an der Provinzstraße eingerichtet wird. Etwa 60 Menschen werden dort in den nächsten Tagen einziehen.
Nur wenige Meter entfernt wurde jetzt überraschend ein weiteres Asyl bezogen — der Gustorfer Bahnhof, der Platz für insgesamt 37 Asylsuchende bietet. Dass diese Unterkunft unangekündigt eingerichtet wurde, trifft nicht nur auf die Kritik von Bürgern. Auch örtliche Politiker wie Markus Schumacher reagierten gestern mit Unmut: „Nach Köln erlebe ich eine zunehmende Spaltung der Gesellschaft. Das Kommunikations-Management der Verwaltung trägt nicht dazu bei, diese Situation zu verbessern“, sagte der FDP-Fraktionschef.
Dass die Stadt vorher die Bürger nicht informiert hat, begründet Sozialdezernent Claus Ropertz damit, dass ein privater Investor die 17 Flüchtlingswohnungen im Bahnhof eingerichtet habe, die von der Stadt gemietet werden: „Nicht jeder unserer Vertragspartner möchte, dass wir so etwas in die Öffentlichkeit tragen.“