Wildschweine bereiten zunehmend Sorgen
In und um Grevenbroich werden immer mehr von den Tieren beobachtet. Das kann vor allem Landwirten und anderen Tieren Probleme bereiten.
Grevenbroich. Landwirte und Jäger beobachten die in den vergangenen Jahren stetig steigende Population der Wildschweine mit zunehmender Sorge. Ein echtes Problem sind die Tiere zwar noch nicht. Doch sie richten nicht nur Schäden auf den Feldern an, sondern gefährden auch das für die Region typische Niederwild — also Hasen, Fasane und Rebhühner. Vor allem in etwas abgelegeneren Gebieten wie der Königshovener- oder Vollrather Höhe sind die Wildschweine anzutreffen.
Bauer von der Königshovener Höhe
„Vor etwa 20 Jahren gab es im Stadtgebiet noch kein Schwein in freier Wildbahn“, sagt Arno Becker, Leiter des für Grevenbroich zuständigen Hegerings 2 in der Kreisjägerschaft. Seit 2006 würden jedoch immer mehr Tiere beobachtet. Mittlerweile gebe es schon nennenswerte Bestände. „Würden die Schweine nicht bejagt, hätten wir ganz sicher ein größeres Problem mit dem Schwarzwild“, erklärt Becker. In der Saison 2014/15 wurden kreisweit 150 Exemplare erlegt, zehn Jahre zuvor waren es noch um die 70.
Wie Peter Herzogenrath, Leiter der Kreisbauernschaft berichtet, hätten Landwirte bislang nur vereinzelt über Probleme mit Wildschweinen geklagt: „Jedenfalls ist uns nichts Besorgniserregendes bekannt“, sagt er.
Betroffene Landwirte sind jedoch verärgert: „Die Tiere drehen mit ihren Schnauzen die Kartoffeldämme auf links, fressen den Mais und richten insgesamt große Schäden an“, sagt ein Bauer, der auf der Königshovener Höhe seine Felder bewirtschaftet: „Schon seit gut zwei Jahren haben wir es hier oben verstärkt mit Wildschweinen zu tun — das ist ein Übel.“
Und nicht das einzige, meint Arno Becker. Aus Perspektive der Jäger belasten die Wildschweine auch den sogenannten Niederwildbestand, der es ohnehin schwierig habe, sich in der heimischen Kulturlandschaft zu behaupten. Weil sie Allesfresser seien, würden sich die Schweine auch an Rebhuhn- und Fasanen-Gelege heranmachen oder junge Hasen angreifen.
„Die Reproduktionsraten der für das Rheinland klassischen Arten wie Hase, Fasan und Rebhuhn sind in den vergangenen Jahren zurückgegangen — diese Entwicklung könnte zusätzlich belastet werden, wenn sich das Schwarzwild weiter ausbreitet“, befürchtet Arno Becker.
Auf den Hochhalden rund um Grevenbroich finden Wildschweine nicht nur ein gutes Nahrungsangebot, sondern auch reichlich Deckung, etwa Mais, Raps oder — wie jetzt im Winter — Senfpflanzen. „Das ist eine attraktive Landschaft für das Schwarzwild“, sagt Michael Zimmer, Leiter der forstwirtschaftlichen Abteilung von RWE: „Sie finden genug zu fressen und können sich tagsübergut verstecken.“ Bei solch guten Lebensbedingungen werfen Wildschweine zwei Mal jährlich Junge, im Frühjahr und im Herbst. „Bei milden Temperaturen, wie sie jetzt herrschen, haben die Frischlinge gute Chancen, durch den Winter zu kommen, ohne verhungern oder erfrieren zu müssen“, sagt Hegeringleiter Arno Becker.
Je nach Witterung schwanke die Population daher auch von Jahr zu Jahr. Bis in die Wohngebiete seien die Tiere noch nicht vorgedrungen — und auch im Bend halte sich die Population im Grenzen. „Die Tiere suchen Gebiete auf, die nicht überlaufen sind“, berichtet Michael Zimmer. Große Rotten mit zehn bis 20 Sauen habe er bislang noch nicht beobachten können: „Es sind eher kleinere Trupps, die in dieser Gegend unterwegs sind.“
Dass die Wildschweinbestände allgemein steigen, sei vielleicht auch ein „hausgemachtes Problem der Jägerschaft“, meint der Leiter der Forstabteilung. Die sogenannte „Kirrung“ — das nach dem Jagdgesetz erlaubte Anfüttern — habe vielleicht auch dazu geführt, dass es heute Schwarzwild gibt, wo früher noch keines war.